Rezension

2. Band der Severin-Boesherz-Reihe

Im Augenblick des Todes
von Vincent Kliesch

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist Frühherbst in Berlin und Hauptkommissar Severin Boesherz genießt seinen freien Tag bei einem Spaziergang um den Berliner Schlachtensee. Das dies der letzte ruhige Moment in der nächsten Zeit sein wird, ahnt Severin zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Doch noch vor Beendigung seines Spaziergangs wird Severin von einem Mann angesprochen, der ihn bittet, ihn zu begleiten, weil er ihm etwas zeigen wolle. Der Mann nennt sich schlicht Ismael. Severin ist sofort klar, dass der Mann keinesfalls Ismael heißt, doch irgendwas ist anders an diesem Mann, denn entgegen aller Wahrscheinlichkeiten, wird er aus dem Mann nicht schlau, ja, er kann ihn schlicht und einfach nicht deuten. Severin wird in einer guten Wohngegend abgesetzt und ihm wird gesagt, wohin genau er gehen soll. Kurz darauf steht er vor dem Haus von Dr. Friedemann Praetorius - als er das Haus betritt, in dem der Arzt auch seine Praxis hat, findet Severin den Arzt grotesk ermordet vor und Erinnerungen werden wach.

 

Die Leiche sitzt aufrecht in einem Stuhl - ihr gegenüber sitzt ein Kunststoffskelett, in dem sich anatomisch korrekt das Herz, die Leber und der Magen von Dr. Praetorius befindet. So skurril die Leiche des Arztes auch anmuten mag, Severin selbst sieht so etwas nicht zum ersten Mal. Vor 16 Jahren hatte Severin, damals noch im Rheingau, einen Mordfall untersucht, der diesem erschreckend glich, doch nicht nur das: dieser Mordfall war der einzige, den Severin nie aufklären konnte. Dezernatsleiterin Daniela Castella setzt all ihre Hoffnungen in Severin, was die Aufklärung des Mordes angeht und lässt ihm bei den Ermittlungen freie Hand. Doch nicht nur das, sie holt auch Hilfe ins Team in Form von Hauptkommissar Rupert Schirlo, der seinerzeit Severins Vorgesetzter im Rheingau war. Severins Begeisterung hält sich sehr in Grenzen, denn schon vor 16 Jahren war das Verhältnis der Beiden sehr angespannt.

 

Doch so sehr Severin und sein Team auch ermitteln, sie kommen dem Täter keinen Schritt näher, dafür tauchen zwei weitere Leichen auf, die ähnlich grotesk inszeniert wurden. Alle Spuren führen wieder zum Anfang, ob sie den Täter jemals fassen können ist fraglich und wenn doch, wie hoch wird der Preis sein. Vor 16 Jahren kostet Severin die Ermittlung in dem damaligen Mordfall das ihm liebste auf der Welt: Leonore Klee, die Frau, die er hatte heiraten wollen. Noch dazu ahnt Severin, dass der Killer selbst das ganze lediglich als ein Spiel sieht, um ihn und seine Intelligenz zu testen. Dann gibt es erste kleine Durchbrüche in den Ermittlungen - und alle Spuren führen zu Severin selbst ...

 

 

Der 2. Band der Severin-Boesherz-Reihe! Der Plot wurde spannend und sehr interessant erarbeitet. Besonders gut hat mir gefallen, dass sich erst nach und nach und immer nur in kleinen Schritten auflöst, was es mit der Mordserie wirklich auf sich hat und welche Hintergründe den Täter bewegten, diese Morde zu begehen und ganz ehrlich, von alleine wäre ich da im Leben nicht drauf gekommen und das ist etwas, was für mich eine gute Geschichte ausmacht, dass sie nicht vorhersehbar ist. Die Figuren wurden facettenreich erarbeitet. Ich muss gestehen, ich war mehr als begeistert, dass mir als Leser in diesem Buch ganz neue Seiten an Severin Boesherz aufgezeigt wurden, die ich so nicht erwartet hatte. Den Schreibstil empfand ich als sehr packend zu lesen, sodass ich mich zwischendurch nur sehr schwer von dem Buch lösen konnte und am Ende konnte ich es gleich gar nicht mehr aus der Hand legen. Jetzt heißt es erst einmal warten auf den nächsten Band und ich hege ja die Hoffnung, dass Severin in diesem vielleicht sogar die Bekanntschaft mit Tassilo Michaelis macht - ein Gedanke, der mir seit dem ersten Band der Reihe durch den Kopf schwirrt.