Rezension

2. Chance für den 1. Eindruck inkl. verdientem Happy End

London Road - Geheime Leidenschaft - Samantha Young

London Road - Geheime Leidenschaft
von Samantha Young

Bewertet mit 4 Sternen

Sie wagt es nicht, von Liebe zu träumen. Er zeigt ihr: Wahre Liebe ist kein Traum. Johanna Walker ist jung, attraktiv und kann sich vor Verehrern kaum retten. Aber jeder sieht nur ihre Schönheit, niemand kennt ihr Geheimnis. Sie will mit ihrem kleinen Bruder der Armut und der Gewalt in ihrer Familie entfliehen. Daher sucht Johanna einen soliden Mann, gutsituiert und zuverlässig. Stattdessen begegnet sie Cameron McCabe gutaussehend, arrogant und irgendwie gefährlich. Gefährlich sexy. Er ist der Einzige, der wirklich in ihr Innerstes blicken will. Wird es ihm gelingen, ihre Mauer aus Zweifeln zu überwinden? Nach dem großen Erfolg von "Dublin Street" der neue Bestseller von Samantha Young.

Meine Meinung zum Buch:

Zugegebenermaßen folge ich bei der „Edinburgh“-Reihe von Samantha Young so gar nicht der eigentlichen Reihenfolge, sondern lese die Bücher so wie sie mich von der Inhaltsangabe her ansprechen. Da ich nach Coles Geschichte auf die Vorgeschichte und die Geschichte seine Schwester Jo gespannt war, war nach „Scotland Street“ nun „London Road“ die nächste logische Konsequenz;) Und um es vorweg zu nehmen: Auch dieser Teil hat mich wieder neugierig gemacht – dieses Mal sogar auf gleich zwei Teile der Reihe, nämlich den über Joss & ihren Mann Braden und den über Hannah und ihren Marco. „Dublin Street“ & „India Place“ werden also folgen:) Kurzum: Samantha Young hat mich schon zum abhängigen Fan gemacht;D

Johanna, genannt Jo, ist groß, bildschön und angelt sich mit Vorliebe ältere, wohlhabende Männer, “sugar daddies” wie ihre Freundin Joss zu sagen pflegt. Doch anders als von den meisten Leuten – und übrigens zunächst auch von Cam – angenommen, tut sie dies nicht, weil sie ein hohles Püppchen ist, das keine Lust hat arbeiten zu gehen und sich von ihren Gönnern alles bezahlen lässt, sondern rein aus Kalkül – sie will ihre Zukunft und insbesondere die ihres Bruders Cole sichern. Denn Jo lebt zusammen mit ihrem Bruder ein alles andere als glamouröses Leben: Ihr gewalttätiger Vater landete im Gefängnis als Cole noch ganz klein war und ihre Mutter ist arbeitslos und alkoholabhängig – eine Tatsache, die Jo natürlich tunlichst vor ihren Männerbekanntschaften und sogar vor ihren Freunden verheimlicht. Bis auf ihre Freundin Joss weiß niemand von der Alkoholabhängigkeit ihrer Mutter. Während sich Jo nach außen hin cool und selbstbewusst gibt, fühlt sie sich eigentlich mehr als unsicher, schließlich haben sowohl ihr Vater als auch ihre Mutter ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nicht wirklich intelligent ist. Trotz der Tatsache, dass Cam so gar nicht Jos eigentlichem Beuteschema entspricht, fühlt sie sich auf unerklärliche Weise zu dem überaus attraktiven, aber leider auch ziemlich überheblichen Cameron hingezogen.

Cameron, kurz Cam, schreit auf den ersten Blick nach absolutem Bad Boy: überaus attraktiv, durchtrainiert, tätowiert und ein wenig rebellisch. Doch hinter dieser Fassade bzw. in Kombination mit seinem Charakter ist er absolut umwerfend. Familie ist Cam sehr wichtig. Er ist treu, aufmerksam und fürsorgend. Von Vorurteilen hält er nichts, schließlich kommt er mit solchen selbst oft genug in Berührung. Doch als er das erste Mal auf Jo trifft, bildet er sich ganz automatisch ein Urteil über sie und hält sie für eine oberflächliche Tussi, die ihr gutes Aussehen dazu nutzt, sich wohlhabende, ältere Männer an Land zu ziehen, um sich von diesen aushalten zu lassen. Da er auf Jobsuche ist und Jo zufälligerweise in einer Bar arbeitet, in der aktuell händeringend Personal gesucht wird, kommt eins zum anderen und die beiden werden Arbeitskollegen. Damit kommen sie sich näher als ihnen zunächst beiden lieb ist. Das führt jedoch auch dazu, dass Cam seine Vorurteile Jo gegenüber nach und nach revidieren muss und damit kein Grund mehr besteht, die zwischen den beiden herrschende Anziehungskraft zu ignorieren.

Sowohl Jo als auch Cam stecken in einer festen Beziehung als sie sich das erste Mal über den Weg laufen. Dennoch fühlen sie sich stark voneinander angezogen, es entsteht eine Art Hass-Liebe. Cam verhält sich Jo gegenüber abweisend und unnahbar, Jo zeigt sich kratzbürstig. Natürlich ist klar, dass die beiden sich damit nur selbst etwas vormachen, denn dass zwischen den beiden die Funken nur so sprühen, ist schwer zu verleugnen. Dass die beiden sich also früher oder später näherkommen, ist quasi vorprogrammiert. Trotzdem ist die Geschichte so toll erzählt, dass das gar nicht so sehr ins Gewicht fällt. Die Story ist größtenteils glaubwürdig und punktet mit flüssiger Sprache, liebenswürdigen Charakteren, Witz, Charme und so einigen heißen Szenen. Dabei braucht man vor allem mit Jo teilweise starke Nerven. Denn obwohl Cam alles tut, um ihr zu beweisen, dass er es ernst mit ihr meint, kann er Jos Selbstzweifel damit nicht ganz zerstören.

Mein Fazit: Ich mochte “Scotland Street”, doch „London Road“ mag ich noch lieber! Für mich hat „London Road“ im Vergleich die Nase vorn, was wahrscheinlich auch zu großen Teilen daran liegt, dass ich Jo viel schneller ins Herz schließen konnte als Shannon aus „Scotland Street“, die für mich einfach viel zu lange zu unnahbar blieb, weshalb ich mit ihr erst spät richtig warm geworden bin. Auch wenn Jo meine Geduld ebenfalls das ein oder andere Mal auf die Probe gestellt hat, war ich ihr irgendwie von Anfang an näher – und als Schwester von Cole aus „Scotland Street“ muss man sie einfach lieben. Insgesamt ein toller Teil, der ganz im Stil der Edinburgh-Reihe mit einer Mischung aus Freundschaft, Familie, Gefühl, Liebe und Erotik überzeugt. Dass das Prinzip der Story dabei einem altbekannten Muster folgt, hat mich persönlich nicht gestört. Wer auf diese Art von Geschichte nicht steht, wird hier aber wahrscheinlich enttäuscht. Daher in diesem Fall lieber - von diesem Teil und dem Rest der Serie - Finger weg. Von mir als Fan gibt’s 4 Sterne und meine Empfehlung.