Rezension

2 fesselnde Fälle für Commissario Gorin

Die schwarzen Wasser von Venedig - Edith Schreiber-Wicke

Die schwarzen Wasser von Venedig
von Edith Schreiber-Wicke

Bewertet mit 4 Sternen

INHALT

Ein Doppelband mit zwei spannenden Jugendkrimis vor der atemberaubenden Kulisse Venedigs!

Der unverwechselbare Commissario Gorin ermittelt wieder in …
Freier Fall: 

Innerhalb weniger Tage verunglücken zwei Schüler aus ein und derselben Schule Venedigs an unterschiedlichen Orten der Welt. In Venedig stürzt die junge Caterina, Tochter des mächtigen Conte Marcello Loredan, während der Ferien aus dem dritten Stock ihrer Schule, während Luca, der Freund von Commissario Gorins Nichte, in New Mexico von einem Felsen in den Tod stürzt. Beide Fälle scheinen auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun zu haben. Sind es Zufälle, Unfälle oder etwa doch Mordfälle? Ein verzwickter zweiter Fall für Commissario Gorin.

Schatten der Angst: 

Luca hat sich schon oft den Tod seines sehr reichen, aber geizigen Großonkels Filippo Nardi gewünscht. Nun ist er wirklich tot - ermordet auf dem Golfplatz! Was für Luca der Beginn eines neuen, unabhängigen Lebens sein könnte, ist der Anfang eines Albtraums. Denn als Neffe des Toten gehört er zu den Hauptverdächtigen. Können etwa Gedanken allein schon töten? Commissario Gorin leitet die Ermittlungen bei seinem dritter Fall…
 

MEINE MEINUNG

Bei dem Jugendbuch “Die schwarzen Wasser von Venedig“ von der österreichischen Autorin Edith  Schreiber-Wicke handelt sich um einen Doppelband, dessen zwei Kriminalromane bereits als Einzeltitel unter „Freier Fall“ und unter „Schatten der Angst“ in den Jahren 2006 und 2007 veröffentlich wurden.

Die beiden Fälle bieten thematisch interessante Fälle und eine anspruchsvolle Handlung, so dass die beiden Jugendkrimis entgegen der Verlagsangabe eher für Mädchen und Jungen ab 15 Jahren geeignet sind und auch erwachsene Leser bestens unterhalten können.

Die Autorin lässt ihren sympathischen Commissario Roberto Gorin in zwei sehr fesselnden und recht komplexen Fällen ermitteln, die vor der wundervollen Kulisse der prächtigen italienischen Lagunenstadt Venedig angesiedelt sind.

Der angenehme, lebendige Schreibstil der Autorin lässt uns Leser schnell in die Geschichten eintauchen. Die Personen und Venedig mit seinen interessanten Schauplätzen und Sehenswürdigkeiten sind sehr liebevoll und bildhaft beschrieben, so dass automatisch das Kopfkino anläuft. Auch die vielen eingestreuten italienischen Ausdrücke, deren Bedeutung sich allerdings nur aus dem Zusammenhang ergibt, sorgen für eine tolle authentische Atmosphäre und versetzen uns in das herrliche Flair eines Kurzurlaubs in der romantischen Stadt.

Mit viel Gespür beschreibt die Autorin aber auch die Schattenseiten der Stadt zwischen Reichtum und Verfall, die fest in Touristenhand ist, und eine Gesellschaft zwischen Prestige und Existenznöten. Immer wieder lässt sich ihre geschickt eingebaute Gesellschaftskritik zwischen den Zeilen lesen.

Äußerst gut gelungen ist die Figur des vielschichtig angelegten Ermittlers Commissario Roberto Gorin, der dem berühmten Commissario Brunetti aus Donna Leons Venedig-Krimis wirklich Konkurrenz macht. Er ist ein wundervoller, hochsympathischer und sehr authentischer Charakter mit Ecken und Kanten, der mich mit seiner ehrlichen, menschlichen und niemals unfehlbaren Art sehr überzeugen konnte.

Es macht großen Spaß ihn bei den Ermittlungen zu seinen beiden Fällen zu begleiten, seine Beharrlichkeit und sein untrügliches Bauchgefühl bei der Aufklärung der Taten mitzuerleben. Sehr eindrucksvoll sind auch seine private Seite und sein Familienleben herausgearbeitet. Seine Arbeit ist oft ein Drahtseilakt zwischen Pflichtgefühl und seinen familiären Verpflichtungen gegenüber seiner Frau und seinem von Geburt an behinderten Sohn, und stellt den Commisario häufiger vor echte Gewissensnöte.

Die übrigen Nebencharaktere sind auch entsprechend ihrer Rollen in der Handlung interessant und sehr glaubwürdig ausgearbeitet.

Die Ermittlungen in beiden Fällen schreiten zwar eher ruhig und gemächlich voran. Mit einer Vielzahl von Verdächtigen und überraschenden Wendungen sind die Fälle jedoch recht undurchsichtig angelegt, so dass die Handlung dennoch sehr fesselnd ist. Die Auflösungen am Ende sind in sich schlüssig und insgesamt sehr realitätsnah.

FAZIT

Zwei spannende Jugendkrimis im Herzen Venedigs, die nicht nur Jugendliche hervorragend unterhalten können - mit interessanten, komplexen Fällen, viel venezianischem Lokalkolorit und einem sehr liebenswertem Commissario Gorin.