Rezension

2 Schwaben auf Sylt

Heringsmord - Sina Beerwald

Heringsmord
von Sina Beerwald

Bewertet mit 4 Sternen

Das Rentnerehepaar Frieda und Ernst Schmälzle aus dem Schwabenland will sich seinen großen Traum erfüllen. Sie ziehen mit ihrem Hund Gustav auf die Insel Sylt, nur leider reichte es finanziell nicht für ein Reetdachhäuschen, so dass sie sich einen Wohnwagen gekauft haben, der auf einem Campingplatz steht.
Nun, um korrekt zu sein, Ernst hat den Wohnwagen gekauft, Frieda hat ihn noch nicht gesehen. Von daher ist es auch nicht gerade verwunderlich, dass sie etwas entsetzt ist, als sie das etwas ramponiert und ältlich aussehende Gefährt das erste Mal zu Gesicht bekommt. Sie hofft auf einen schlechten Scherz, aber die Wirklichkeit holt sie doch schnell ein.
Ernst hatte den Wohnwagen von Beate Schacht, der Platzwartin, gekauft, die den Wagen aufgrund vieler Erinnerungen nicht mehr benutzen wollte, da ihr Mann im vergangenen Jahr verstorben war. Nun soll es das neue Heim von Schmälzles werden.
Gleich am ersten Abend bekommen sie einige der Mitcamper zu sehen, denn die versammeln sich vor ihrem Wohnwagen und erfreuen sich der Unerfahrenheit von Ernst, als er versucht, das Vorzelt aufzubauen.
Aber wenn es eins auf dem Campingplatz gibt, dann ist es Hilfsbereitschaft und die treffen sie dort in der Person von Konrad.
Noch während sie dabei sind, sich dort einzuleben, wird einer ihrer Nachbarn ermordet aufgefunden.
Wer kann das getan haben, ist Ernst wirklich so unschuldig, wie er tut? Frieda hat alle Hände voll zu tun, um seine Unschuld zu beweisen...

Was für ein schöner Traum, sich nach getaner Arbeitszeit als Rentner auf Sylt niederzulassen. Frieda und Ernst Schmälzle lieben die Insel, waren sie doch schon viele Male dort und haben Urlaub gemacht. Dass die Ersparnisse nicht für ein Häuschen reichen, lässt sie nicht entmutigen, leben sie eben auf dem Campingplatz. Zumindest was den Sommer angeht, alles weitere wird sich finden, so ihr Plan.
Ernst ist ein Schwabe, wie er im Buche steht und die sprichwörtliche Sparsamkeit lässt ihn bei Frieda schon das ein oder andere Mal anecken.
Obwohl sie sich von Herzen zugetan sind, hat die Sache mit dem Sex nachgelassen bzw. verläuft sie völlig im Sande. Da wundert es nicht, wenn man plötzlich von anderer Seite Zuspruch erhält und wer kann da schon stark bleiben und nein sagen. Plötzlich gibt es eine Leiche auf dem Campingplatz und es könnte sein, dass Ernst der Mörder ist, aber Frieda kann es nicht glauben und tut etwas unglaubliches.

Einen herrlich erfrischenden Roman hat die Autorin Sina Beerwald hier wieder vorgelegt. 
Die Story wird abwechselnd aus der Sicht von Ernst bzw. Frieda wiedergegeben. So hat der Leser die Gelegenheit zu erfahren, was der jeweils andere über die gleiche Situation denkt. 
Es ist jetzt kein Krimi im herkömmlichen Sinn, sondern eher eine kriminalistische Komödie, denn grinsen musste ich beim Lesen mehr als einmal.

Ernst und Frieda sind zwei sympathische Protagonisten, die es leider versäumen, miteinander zu sprechen. Zugegeben, es ist schon schwer, sich mit jemandem zu unterhalten, der nur zwei Silben bei einem Gespräch in die Runde wirft. Aber wenn Ernst erst mal ins Schimpfen kommt, dann natürlich in einem echt reifen schwäbisch. Schwäbisch wurde übrigens viel gesprochen und nicht alles konnte ich für mich eindeutschen, auch nicht mit laut vorlesen, zumal das in der S-Bahn auch nicht unbedingt gut ankommt.
Auch wenn mir das ein oder andere verloren ging, war das meiste schon gut verständlich.
Natürlich habe ich wieder mitgerätselt, wer der Mörder sein könnte. Aber immer brachten neue Erkenntnisse mich dazu, meine Meinung zu ändern und ich muss gestehen, dass mich die Auflösung dann doch überrascht hat. 
Sina Beerwald ist es hervorragend gelungen, mich eine Weile auf eine falsche Fährte zu führen, ohne dass erkennbar war, in welche Richtung sich die Lösung abzeichnen würde.

Die Geschichte fängt recht humorvoll an. Spannung stellt sich nach dem Mord ein, will man doch wissen, wer der Mörder ist und aus welchen Motiven gemordet wurde. Die Spannung kann die Autorin halten und zumindest mir ist es schwer gefallen, wenn ich das Buch mal beiseite legen musste.

Ich habe mich von der Autorin sehr gern auf ihre Insel Sylt entführen lassen und die Protagonisten bei der Bereinigung ihrer Probleme begleitet.
Es ist ein sehr ausgewogener Krimi, bei dem der Humor und die Spannung nicht zu kurz kommen.
Ein schöner Krimi, mit dem man angenehme Lesestunden verbringen kann. Deshalb empfehle ich ihn auch sehr gern weiter.