Rezension

3 Welten, 3 Frauen, 3 Schicksale

Der Zopf - Laetitia Colombani

Der Zopf
von Laetitia Colombani

Bewertet mit 5 Sternen

Der Zopf von Laetitia Colombani, erschienen im Fischer Verlagam 21.03.2018.

Badlapur, Uttar Pradesh Indien

Smita gehört mit ihrem Mann und ihrer Tochter zu den Unberührbaren. Den Dalit. Damit dürfen sie nur die niedrigsten Arbeiten ausführen und sind dann auch noch davon abhängig, was die Arbeitgeber bereit sind zu zahlen. Smita möchte, dass ihre Tochter es einmal besser haben soll und so geben sie dem Brahmanen alle Ersparnisse damit die Tochter die Schule besuchen darf. Der erste Schultag endet aber anders als Smita das erwartet hat.

Palerma, Sizilien

Giulia wollte nie etwas Anderes machen als in der Fabrik die ihr Vater leitet zu arbeiten und dort die Arbeiten zu erlernen um aus losen Haaren eine Perücke zu fertigen. Auf dem Fest der heiligen Rosalia  sieht sie einen Mann mit einem Turban. Er hat Probleme mit der Polizei da sie Angst vor einem Anschlag haben und fordern den gläubigen Sikh dazu auf seinen Turban ab zu legen. Die Polizei nimmt ihn dann mit und Giulia trifft ihn einige Tage später in einer Bibliothek wo sie Bücher ausleihen will, da ihr Vater nach einem Unfall im Koma liegt und sie ihm nun Geschichten vorliest.

Montreal, Kanada

Sarah ist eine gut organisierte Anwältin die bei einer bekannten Anwaltskanzlei Teilhaberin ist. Dafür muss sie hart arbeiten und viele Termin mit ihren 3 Kindern finden ohne sie statt. Auch mit der Liebe funktioniert es nicht wirklich. 2 gescheiterte Ehe gehen auf den starken Konkurrenzdruck den man als Frau in einer chauvinistisch geprägten Umgebung zahlen muss. Als sie eines Tages im Gerichtssaal zusammenbricht gleitet ihr ihr wohlorganisiertes Leben aus den Händen.

Die Autorin lässt den drei Frauen den Raum ihr Leben in die Hand zu nehmen und selbst zu bestimmen. Die männlichen Protagonisten sind hier eher Nebenrolle. Dabei hat jede der Protagonistin andere Schwächen und Stärken, ihre Umgebung ist zwar relativ sparsam erzählt, aber irgendwie erscheinen die verschiedenen Bühnenbilder auch ohne große Erläuterungen und bilden einen schönen Rahmen um die sehr lesenswerte Geschichte.

Ich bin sofort in die Geschichten hineingezogen worden und gerade diese völlig unterschiedlichen Lebensentwürfe fand ich spannend und fesselnd. Die Geschichte „der Zopf“ sprengt mit seinen Anklagen was den Protagonistinnen wiederfährt das Buch und lässt den Leser nachdenklich zurück.

Mich hat dieses Buch gleichermaßen verzaubert und beeindruckt. Colombani prangert an ohne den Zeigefinger zu erheben und erweckt spielerisch wirkend drei Kontinente in einer Geschichte zum Leben. Klare Leseempfehlung.