Rezension

300 Seiten zu lang

Slow Horses - Mick Herron

Slow Horses
von Mick Herron

Slow Horses ist eine Abteilung des MI5 in der die ausgemusterten Agenten ihre Zeit absitzen sollen. Sie dient keinem anderen Zweck, als dass die Agenten hier ihre Zeit verbringen und sinnlose Sichtungsarbeiten erledigen, bis sie von selbst kündigen. River Cartwright ist hier gelandet, nachdem er bei einer Verfolgungsjagd dem Falschen hinterhergerannt ist und dafür verantwortlich gemacht wurde, dass King's Cross explodierte. Zumindest in der Theorie.

Jetzt wird ein Jugendlicher pakistanischer Herkunft von einer rechten Terrorgruppe gefangen genommen und soll vor laufender Kamera ermordet werden. River und die anderen Slow Horses sind so von der Inkompetenz des MI5 überzeugt, dass sie beschließen den Jugendlichen selbst zu retten, mit der Hoffnung wieder ins Hauptgebäude einzuziehen.

Der Agentenkrimi von Mick Herron beginnt langsam und steigert sich im Verlauf auch nur unwesentlich. Die vielen Figuren, die trotz ausführlicher Hintergrundbeschreibung eher blass bleiben, erschweren es den Überblick zu behalten. Sie bleiben weitgehend uninteressant und austauschbar. Dies wird zusätzlich erschwert, weil die Figuren alle ähnlich aufgebaute Namen haben.

Die Handlung entwickelt sich nicht organisch, sondern plätschert so vor sich hin; ein Spannungsbogen entsteht nicht, da oft einfach so Dinge aus dem Nichts passieren und keine Erwartungshaltung aufgebaut werden kann, die dann widerlegt werden würde.

Der Plot könnte interessant sein, weil er durchaus aktuelle Ereignisse aufgreift, schaltet sich aber durch das extrem langsame Voranschreiten quasi selbst aus.

Das Frauen-Männerverhältnis ist für einen Spionageroman schon relativ ausgeglichen, es kommen zumindest mehrere Frauen vor, sogar eine in einer Führungsposition, aber der Fokus liegt leider auf den männlichen Charakteren.

Ein Lesefluss entwickelt sich überhaupt nicht, die unterschiedlichen Handlungsstränge sind nicht klar unterscheidbar und ich habe oftmals mehrere Seiten gelesen, bevor ich überhaupt gemerkt habe, um wen und was es gerade geht. Es gibt viele nichtssagende Dialoge, deren Nutzen sich mir nicht erschlossen hat und deren Fehlen nicht bemerkt werden würde.

Ich hätte jederzeit aufhören können zu lesen und hätte das Buch einfach vergessen. Außerdem musste ich unzählige Male neu ansetzen, Seiten doppelt oder dreifach lesen, bis ich aufgenommen habe, worum es geht, weil das Buch überhaupt nicht fesselnd geschrieben ist.