Rezension

3,5 Sterne: Solides Kinderbuch, leider fehlt mir dieses Mal ein bisschen das Herzblut

Die kleine Hummel Bommel und die Zeit - Britta Sabbag, Maite Kelly

Die kleine Hummel Bommel und die Zeit
von Britta Sabbag Maite Kelly

~ „Die kleine Hummel Bommel und die Zeit“ ist ein solides Kinderbuch, das erneut mit seiner niedlichen, kindlich-neugierigen Hauptfigur glänzen kann. Die Geschichte ist kindgerecht geschrieben, bringt dem Zielpublikum auf sanfte Weise die Zeit und die Vergänglichkeit näher, ohne diese zu überfordern oder zu ängstigen. Am Ende steht wieder eine wichtige Botschaft: Es kommt vor allem darauf an, die Zeit, die wir haben, zu genießen und sinnvoll zu nutzen. Obwohl der Schreibstil wieder leicht verständlich ist und die Illustrationen insgesamt schön anzusehen sind, hinterließ dieser Band dennoch ein vages Gefühl von Enttäuschung meinem Bauch: Er wirkt routinierter und leider auch etwas liebloser. Man scheint ein Schema gefunden zu haben, dem man mit weniger Enthusiasmus folgt. Das merkt man sowohl an den Zeichnungen als auch am Schreibstil, am Song und an den Figuren. Für den Folgeband (den ich mir sicher wieder nicht entgehen lassen werde!) würde ich mir wünschen, dass endlich mehr starke, weniger stereotype Frauenfiguren in die Geschichte eingebaut werden und dass man dem Gemeinschaftsprojekt wieder mehr Herzblut und Leidenschaft ansieht. ~

Inhalt

Oma kommt zu Besuch. Die kleine Hummel Bommel ist vor Vorfreude ganz aufgeregt. Doch die Wartezeit scheint sooo langsam zu vergehen! Bommel wird ungeduldig und fragt sich, warum die Zeit manchmal so rast und manchmal kriecht wie eine Schnecke. Einige andere Tiere verraten daraufhin Tipps, wie sie mit der Zeit umgehen. Am Ende wird der kleinen Hummel klar, dass es vor allem auf eines ankommt: wie man die vorhandene Zeit nutzt.

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Band #4 einer Reihe
Erzählweise: Figuraler Erzähler, Präsens
Perspektive: aus männlicher Perspektive
Tiere im Buch: + Es werden im Buch keine Tiere verletzt.

Warum dieses Buch?

In die kleine Hummel habe ich mich im ersten Buch vollkommen verliebt. Aus diesem Grunde führte auch an diesem Band wieder kein Weg vorbei.

Meine Meinung

Geschichte (+)

Der Ausgangspunkt der Geschichte gefällt mir prinzipiell gut, auch wenn es nicht wirklich logisch ist, dass die kleine Hummel so lange auf die Großmutter am Bahnhof warten muss, dass sie in dieser Zeit so viele Leute und Freunde besuchen und mit ihnen reden kann. Mir gefällt, dass erneut ein wichtiges Thema aufgegriffen wird, das für Kinder in der empfohlenen Altersgruppe (3-6 Jahre) relevant ist: das Konzept der Zeit. Kindgerecht, einfach und verständlich wird die Zeit erklärt und warum diese manchmal rast und in anderen Momenten ganz langsam vergeht. Auch schwierige Themen wie Vergänglichkeit und das Altern werden sehr sanft adressiert, und – ganz wichtig! – ohne die Kinder zu ängstigen oder zu überfordern. Sehr gut gefallen hat mir die wertvolle Botschaft am Ende: Es kommt vor allem darauf an, die Zeit zu genießen und sinnvoll zu nutzen.

Schreibstil (+/-)

Wie auch in den letzten Bänden ist der Text wieder einfach, leicht verständlich und altersgemäß formuliert, sodass hier kein Kind Probleme haben sollte, die Geschichte zu verstehen. Irgendwie kam es mir bei diesem Band jedoch leider so vor, als sei die Luft ein bisschen raus und als hätte man mittlerweile schon ein Schema entwickelt, dem man (ohne übermäßigen Enthusiasmus) folgt. Mir sind weniger kreative Einfälle aufgefallen, es gab dieses Mal keine kunstvollen und charmanten Wortneuschöpfungen, und auch der Humor kam mir etwas zu kurz. Das Buch wirkt routinierter, aber leider auch etwas liebloser.

Illustrationen (+/-)

Dieser Eindruck setzte sich leider auch bei den Illustrationen fort. Sie sind zwar immer noch niedlich und hübsch anzusehen, jedoch gibt es dieses Mal weit weniger liebevolle Details, die zum Entdecken einladen. Vor allem der Hintergrund erschien mir an manchen Stellen etwas leer. Schade! Ich hoffe, dass man dem nächsten Band (der bestimmt folgen wird und den ich mir auch sicher nicht entgehen lassen werde!) wieder mehr Herzblut und Leidenschaft für die Geschichte ansieht. Vor allem nach der Lektüre des süßen Kinderbuches „Der Sternenmann“ von Max von Thun hinterließ die kleine Hummel bei mir dieses Mal ein vages Gefühl von Enttäuschung im Bauch.

Figuren (+)

Auch dieses Mal steht unsere zuckersüße Hummel Bommel wieder im Mittelpunkt der Geschichte. Wieder überzeugt das kleine Wesen mit seiner kindlichen Niedlichkeit und seinem lieben, neugierigen Verhalten. Man spürt auf jeder Seite, was für eine liebevolle Familie Bommel hat und wie gern sich alle haben. Die Nebenfiguren spielen wie immer nur sehr kleine Rollen und sind erneut dementsprechend blass (was aber nicht wirklich stört, da die Seitenzahl im Kinderbuch eben begrenzt ist). Hier hätten detailliertere Zeichnungen den Figuren mit Sicherheit noch etwas mehr Tiefe verleihen können.

Song (+/-)

Ich liebe ja das Konzept, einen passenden Song zum Kinderbuch zu produzieren, weil so das junge Zielpublikum die Geschichte zusätzlich musikalisch erleben und verarbeiten kann. Normalerweise fand ich die Songs von Maite Kelly (wenn sie auch nicht immer meinen Geschmack trafen) für Kinder sehr passend, dieses Mal erscheint mir das Lied trotz der wichtigen Botschaft aber kühl, weniger liebevoll geschrieben und nicht wirklich kindgerecht. Der Beat und die Melodie scheinen eher einen typischen Schlagersong für Erwachsene zu repräsentieren und kein Lied, das Kinder animiert, mitzusingen.

Geschlechterrollen & Vielfältigkeit (+/-)

Was den Aspekt der Vielfältigkeit betrifft, bin ich auch dieses Mal insgesamt zufrieden, da auch eine dunkelhäutige Figur wieder Teil der Geschichte ist. Sicher ist aber noch Luft nach oben.

Die Darstellung von Frauen und Männern im Buch ist dieses Mal sicher besser gelungen als im letzten Band (der letzte Band war diesbezüglich ja furchtbar!), jedoch gibt es auch hier wieder Kritikpunkte, die ich ansprechen möchte: Frauen sollten zukünftig öfter in aktiveren Rollen und weniger stereotyp dargestellt werden. Beispiele: Die Mama redet sanft, Frauen streiten oberflächlich miteinander, sind Keksverkäuferinnen, Kellnerinnen (interessanterweise sind die Jobs von Frauen immer eng verbunden mit „Hausfrauenqualitäten“) oder Mütter, die sich beschweren, dass die Kinder so schnell groß werden, sie stricken und sind liebevoll. Die Männer hingegen haben klischeehafte, aber vielfältige (oftmals angesehene oder sehr wichtige) Berufe: Sie sind Schaffner, Kofferträger, Gärtner, Balkenbohrer und Professoren. Auch Bommels Freunde sind erneut zwei Jungen. Hier würde ich mir einfach wünschen, dass die Autorin endlich sensibler mit dem Thema umgeht, dass sie bewusst mit schädlichen, einengenden Geschlechterstereotypen bricht und starke weibliche Figuren mit angesehen Jobs in die Geschichte einbaut, die jungen Mädchen als Vorbild dienen können. Wie wäre es einmal mit einer Professorin? Mit einer Ärztin? Und wie wäre es einmal mit einem liebevollen Vater, der sich um die Kinder kümmert? Es ist sicher nicht immer einfach, die vorgelebten Rollenbilder zu hinterfragen und kritisch zu betrachten – dennoch erwarte ich gerade das von einer modernen, guten Kinderbuchautorin.

Mein Fazit

„Die kleine Hummel Bommel und die Zeit“ ist ein solides Kinderbuch, das erneut mit seiner niedlichen, kindlich-neugierigen Hauptfigur glänzen kann. Die Geschichte ist kindgerecht geschrieben, bringt dem Zielpublikum auf sanfte Weise die Zeit und die Vergänglichkeit näher, ohne diese zu überfordern oder zu ängstigen. Am Ende steht wieder eine wichtige Botschaft: Es kommt vor allem darauf an, die Zeit, die wir haben, zu genießen und sinnvoll zu nutzen. Obwohl der Schreibstil wieder leicht verständlich ist und die Illustrationen insgesamt schön anzusehen sind, hinterließ dieser Band dennoch ein vages Gefühl von Enttäuschung meinem Bauch: Er wirkt routinierter und leider auch etwas liebloser. Man scheint ein Schema gefunden zu haben, dem man mit weniger Enthusiasmus folgt. Das merkt man sowohl an den Zeichnungen als auch am Schreibstil, am Song und an den Figuren. Für den Folgeband (den ich mir sicher wieder nicht entgehen lassen werde!) würde ich mir wünschen, dass endlich mehr starke, weniger stereotype Frauenfiguren in die Geschichte eingebaut werden und dass man dem Gemeinschaftsprojekt wieder mehr Herzblut und Leidenschaft ansieht.

Bewertung

Idee: 5 Sterne
Geschichte: 4 Sterne
Ausführung: 3,5 Sterne
Schreibstil: 3,5 Sterne
Personen: 3,5 Sterne
Hauptperson: 5 Sterne ♥
Illustrationen: 3,5 Sterne
Vielfältigkeit: +
Rollenbilder: -

Insgesamt:

❀❀❀,5 Lilien

Dieses Buch erhält von mir solide 3,5 Lilien!