Rezension

4 Sterne: Wunderbarer Humor, einiges vorhersehbar

Wir in drei Worten - Mhairi McFarlane

Wir in drei Worten
von Mhairi McFarlane

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:

Nach 13 Jahren Beziehung und kurz vor ihrer bevorstehenden Hochzeit trennt sich Rachel von ihrem Verlobten Rhys. In Rückblenden in die Vergangenheit und aus aktuellen Gesprächen mit ihren besten Freunden Caroline, Mindy und Ivor, erfährt der Leser nach und nach, dass diese Entwicklung gar nicht so holterdipolter kam, wie es zunächst den Anschein hat, sondern dass sie schon lange absehbar war. Für Rhys hat Rachel häufig zurückgesteckt und ein mehr oder minder fremdbestimmtes Leben geführt, dass ihr der Kragen platzt, als es Rhys wichtiger ist an seiner Hochzeit selbst mit seiner Band für Musik zu sorgen, als an der Seite seiner zukünftigen Frau zu verbringen ist also nur der Tropfen, der das Fass endgültig zum Überlaufen bringt und Rachel für das die Augen öffnet, was ihren Freunden schon lange klar war. Trotzdem stößt sie auf allen Seiten auf Unverständnis: hätte man nach 13 Jahren nicht einfach so weitermachen können?

 

"Hättest du ihm nicht ein Ultimatum stellen können? Ändere dich oder du fliegst raus? Meiner Meinung nach bist du nie energisch genug aufgetreten und das hat vielleicht zu einer gewissen... Bequemlichkeit geführt."

"Ich habe einen Paartherapeuten oder etwas Ähnliches vorgeschlagen, aber daran war er nicht interessiert."

"Ich bezweifle, dass er dich verlieren wollte. Er ist eben ein Sturkopf."

"Du kannst von niemandem verlangen, sich grundsätzlich zu ändern. Und an diesem Punkt waren wir angelangt." (S.85f)

 

In Rachels Leben gab es einmal jemanden, mit dem sie während der Uni unzertrennlich war: Ben. Nach der Trennung von Rhys trifft sie ihn nach zehn Jahren zum ersten Mal wieder, doch heute ist Ben glücklich verheiratet und außerdem steht noch immer etwas zwischen den beiden, weswegen sie sich vor langer Zeit aus den Augen verloren hatten.

 

Kritik:

Cover und Titel wollen eine Ähnlichkeit mit dem Bestseller "Zwei an einem Tag" herstellen, doch ich finde den deutschen Titel als auch den Rückentext des Buches sehr irreführend: der deutsche Titel gibt auch nach Beenden des Buches keinen Zusammenhang zum Inhalt für mich her und der Rückentext weist einige Dinge auf, die im Inhalt überhaupt nicht vorkommen (weder zahlreiche erfolglose Google-Suchen noch einen Austausch per SMS, den der großgedruckte Teil des Rückentextes vorgaukelt).

Ansonsten erwartet den Leser jedoch eine gut konstruierte Geschichte, die über weit mehr erzählt als mit Anfang 30 nach dreizehn Jahren Beziehung einen Neuanfang zu wagen. Ein großer Punkt stellt Rachels Berufsleben dar, sie arbeitet als Gerichtsreporterin und die Autorin verknüpft ihr Privat- und Berufsleben derart miteinander, dass das Buch trotz hervorstechender Thematik eines Beziehungsromans ab der Mitte einen regelrechten Spannungsbogen aufbaut. Zum einen was die Entwicklungen an Rachels Arbeitsplatz angeht, aber auch was die bereits im Rückentext angedeutete Abschlussfeier von Rachel und Ben betrifft, nach der sie sich zehn Jahre nicht mehr gesehen haben. Die Entwicklungen auf der Arbeit sind spannend und teilweise überraschend, die Auflösung, was an der Abschlussfeier geschah leider nicht. Diesen Punkt fand ich mit dem eher langwierigen Einstieg in die Geschichte etwas enttäuschend.

Neben dem spannenden Handlungsverlauf Rachels Arbeitsleben betreffend, punktet Mhairi McFarlane jedoch noch mit einem wunderbaren Humor, der einem bereits über die längere Durststrecke des ersten Drittels hinwegtröstet und auch mit dem mehr oder weniger vorhersehbaren Ende versöhnt. Die Rückblenden lockern immer wieder das Geschehen auf und erklären zudem die Charakterentwicklung der Protagonisten.

 

Fazit:

Die Autorin erfindet zwar mit "Wir in drei Worten" das Rad nicht neu, was Beziehungsgeschichten und Seelenverwandtschaft betrifft, aber sie ist ein Lichtblick was ihren humorigen Schreibstil und die Verarbeitung von Problemen wie Jobsituation und das Einschleichen des Alltags in Beziehungen angeht, ohne, dass die Geschichte dadurch schwerfällig oder schwermütig wird. Und sie regt zum Nachdenken an, wieviel wir in unserem Leben aus Gewohnheit oder Bequemlichkeit tun, weil es einfacher ist als neue Wege zu bestreiten.