Rezension

400 Seiten Prolog

Priest of Bones - Peter McLean

Priest of Bones
von Peter McLean

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ich fall‘ mal mit der Tür ins Haus und umreiße auf die Schnelle die Grundstory dieses Buches: Tomas war kürzlich unfreiwillig im Krieg. Den Krieg hat er gewonnen, aber es war keine gute Erfahrung. Nun ist er mit dem Rest seiner Truppe auf dem Weg nach Hause. Daheim sieht es allerdings schlecht aus. Tomas „Geschäfte“ wurden von anderen übernommen und es hilft nur Waffengewalt, um seine verschiedenen Etablissements wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Doch es sind nicht die Einheimischen, die im Zwielicht mitmischen wollen, sondern jemand von außen scheint sich mit ordentlich Manpower in Ellinburg niedergelassen zu haben. Also bekommt auch Tomas von ganz oben Hilfe, nur dass es niemand wissen darf.

Natürlich passiert hier und da noch ein bisschen mehr, es gibt eine traurige Familiengeschichte, einen unheimlichen Jungen mit großer magischer Kraft und ganz viel Gewalt. Die Geschichte wird allein aus Tomas‘ Sicht erzählt. Er ist ein einfacher Erzähler, wiederholt sich ganz gern und legt auch als Krimineller Wert auf Moral und Prinzipien. Frauen schlägt man nicht, auch wenn sie Huren sind. Jeder tut, was er gut kann. Man passt auf die Menschen in seinem Viertel auf, besonders wenn sie einem Geld dafür zahlen. Es ist ein abgeklärtes Erzählen, emotionslos auf den ersten Blick. Doch Tomas ist kein unsympathischer Erzähler. Er schafft es die Situation so darzustellen, als wäre es in jenen Zeiten durchaus gut ein Krimineller zu sein. Da die Obrigkeit nicht in der Lage ist, sich um die Versorgung und Sicherheit der Bevölkerung zu kümmern, muss es eben jemand anderes tun.

So interessant ich den Erzählansatz bei Priest of Bones auch finde, im Großen und Ganzen konnte mich dieser Romanauftakt nicht überzeugen. Das Buch liest sich wie ein einziger Prolog und dennoch fehlt am Ende die Spannung, um auch den Nachfolgeband in die Hand zu nehmen. Es gibt eine ganze Reihe von Kleinigkeiten, die ich nicht gut durchdacht finde oder zu einseitig oder zu redundant erzählt. Es fehlt einem der Hintergrund zu Land und Leuten. Es ist eben nur Tomas‘ Sicht. Und Tomas verliert an Überzeugung, wenn der Leser seiner Geschichte über Leseerfahrung und Interpretationsgabe verfügt. Dann kann er sich an manchen Stellen nämlich vorstellen, was kommt und ist bei weitem nicht so überrascht wie Tomas.