Rezension

4,5 Sterne

Totenstarre
von Patricia Cornwell

Patricia Cornwell schickt Kay Scarpetta mit „Totenstarre“ nun schon zum 24. Mal ins Rennen.

Worum geht’s?

Die Forensikerin muss ein Rendezvous mit ihrem Mann, einem FBI – Agenten verlassen, als ihre Expertise gefragt wird. Beziehungsarbeit hin oder her, der Job geht vor (Man kennt das als Liebhaber der Reihe.) . Eine Radfahrerin ist am helllichten Tag vom Blitz getroffen worden. Nur – wie kann das sein, bei guten Witterungsverhältnissen? Ein Blitz aus buchstäblich heiterem Himmel?

Außerdem schlägt sich Scarpetta mit den verstörenden Nachrichten eines Stalkers herum. Auch der Leichenfund ist eigentlich eine perfide Botschaft an die Wissenschaftlerin. (Dieses Erzählelement ist im Thrillergenre überhaupt nicht neu; trotzdem gelingt es der Buchautorin, diesen eigentlich überstrapazierten Kniff geschickt zu variiieren.). Im Laufe ihrer Tätigkeit hat sich die Expertin leider viele Feinde gemacht. Den Anfang nimmt die Geschichte im neuenglischen Universitätsmilieu. Ich liebe das Bostoner setting einfach, genauso wie Cornwells präzise Figurenzeichnung. Scarpetta ist eine Protagonistin mit Ecken und Kanten, sie ist mit einem messerscharfen Verstand gesegnet und nicht jedermanns Liebling. Das Konkurrenzgerangel, persönliche Animositäten und die Intrigen am Arbeitsplatz beschreibt die Autorin sehr gut, zumal Kay in eine Männerdomäne vorgestoßen ist. Die Handlung und die Geschichte entwirft Cornwell indes eher gemächlich, richtig rasant wird es eigentlich erst im letzten Drittel des Thrillers. Man sollte also keinen Spannungskracher nach Art eines Sebastian Fitzek erwarten. Dafür kratzt Cornwell aber auch nicht so an der bloßen Oberfläche.

Patricia Cornwell lässt sich für den Entwurf der Geschichte, die sich in das Gesamtkonzept einer Krimireihe einfügen muss, Zeit. Daher könnte man beim Lesen Längen im plot feststellen, dies hat aber auch etwas mit der eigenen Leseerwartung zu tun. In der Gesamtschau fügt sich „Totenstarre“ wie gesagt gut in die Thrillerserie ein. Ein solches Buch schreibt man als Autor  sicherlich anders als ein stand – alone. Cornwell räumt zwischenmenschlichen Aspekten in diesem Band mehr Raum ein als in den vorangegangenen, die Ereignisse fügen sich, wie bereits erwähnt, in die Reihe ein. Daher ist es fraglich, ob man „Totenstarre“ als Einstieg in das Scarpetta – Universum nutzen sollte. Doch zurück zum Roman – ich habe mich gut unterhalten gefühlt und die Lektüre trotz kleiner Längen genossen. Als Fan der Reihe bin ich nicht enttäuscht worden.  Patricia Cornwell hat es geschafft, mich „bei der Stange zu halten“, anders als etwa  Elizabeth George, deren Reihe rund um einen adeligen Ermittler und seine working class Kollegin leider mit jedem Fall schlechter wurde, imho.

Fazit:

Für Scarpetta – Fans ist „Totenstarre“ ein Muss. Ich fand den Roman klug komponiert und lesenswert.

Daher vergebe ich für Teil 24 der Reihe 4,5 von insgesamt fünf möglichen Sternen!