Rezension

4,5 Sterne von mir

Die Unbekannte -

Die Unbekannte
von Guillaume Musso

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Polizistin Roxane wird aufs Abstellgleis geschoben, da sie den Dienstweg, Regeln und Vorschriften ignoriert hat. Sie wird in der verwaisten “Abteilung für ungewöhnliche Fälle”, die in einem Turm vor sich hinvegetiert, als Krankheitsvertretung geparkt. In dem malerischen Gebäude gibt es keine Computer, ihr Vorgänger, der nach einem Unfall im Krankenhaus liegt, hat jedoch eine Katze, ein gemütliches Sofa sowie Wein hinterlassen. Und eine eifrige Doktorandin, die dort recherchiert darf, wird kurzerhand zweckentfremdet - denn kaum im Turm angekommen, wird Roxane mit einem mysteriösen, kniffeligen Fall konfrontiert... 

Eine verwirrte, nackte Frau wurde aus der Seine gefischt. Auf dem Weg zur Psychiatrie floh sie und die DNA-Spuren, die sie hinterlassen hat, passen zu einer Verstorbenen.  

Paris wird auf interessante, unterhaltsame Weise, als dreckig, nervtötend bürokratisch, heruntergekommen sowie mit dysfunktionaler Infrastruktur dargestellt. Die kryptische Verlorengegangene und der pit­to­reske Turm bilden einen tollen Kontrast zu diesen grauen Alltagproblemen.  

Verschiedene gesellschaftskritischen Elemente werden geschickt in die ereignisreichen, unorthodox ausgeführten Ermittlungen eingeflochten. Die desillusionierte, aber hoch engagierte Roxane mit ihrer Bürokratieallergie und die überaus hilfreiche Doktorandin sind ein sympathisches, faszinierendes Team. 

Den Stil würde ich als typisch Musso bezeichnen: Atmosphärisch, ausdrucksstrak, mit vielen Details ausgeschmückt, lebendig, bildstark und gelegentlich werden bittersüße philosophische Betrachtungen einstreut, z.B. “Wie so oft im Leben eilt eine lobenswerte Absicht dem Drama voraus.” 

Der rätselhafte Fall der “Unbekannten aus der Seine” ist wirklich spannend, vielschichtig und wendungsreich. Das Ende ist zwar nicht nach einem Geschmack, aber es Sinn!