Rezension

A scheene Leich' ....

Tod an der Wien - Beate Maly

Tod an der Wien
von Beate Maly

Bewertet mit 5 Sternen

„Die Aufgabe der Umgebung ist nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.“

Maria Montessori (1870 - 1952)

 

Wien 1900.

In einem Wiener Internat , welches von den Söhnen der reichsten und angesehensten Bürger Wiens besucht wird, und in dem „Zucht und Ordnung“ herrscht, stürzt der gehasste Lehrer Johanni über eine Galerie in den Tod ……

 

Wien 1923

Ernestine Kirsch, pensionierte Lateinlehrerin liebt die Operette. Deshalb bedrängt sie Freund Anton Böck, Apotheker und Nicht-Operettenfan, mit ihr zusammen die neueste Operette von Franz Lehar „ Die gelbe Jacke“ im Theater an der Wien zu besuchen. Star dieser Aufführung ist die alternde und schon etwas abgetakelte Diva Hermine Egger. Doch schon nachts ist die Diva tot. Ernestine glaubt nicht an einen Unfall oder Suizid, hatte sie doch noch der Künstlerin Garderobe vor der Vorstellung aufgesucht, um diese um ein Autogramm für Anton's Enkelin zu ersuchen. Dabei hatten die Damen nett geplauscht. Ernestine vermutet Mord, denn eine jüngere Sängerin steht schon in den musikalischen Startlöchern und hatte dieses der Diva Egger in einem lautstarken Streit unmissverständlich klar gemacht. Ferner gibt es einen Ehemann, der seltsam nah und gleichzeitig distanziert seiner Sangesgattin gegenüber steht. Und weitere Protagonisten, die allesamt aus einer Lehar'schen Operette stammen könnten. Die Polizei glaubt, im Gegensatz zu Ernestine, noch an einen Unfall, als die Hausmeisterin des Theaters ermordet aufgefunden wird. Was hat sie an dem unglückseligen Abend gesehen, was ihr möglicherweise zum Verhängnis wurde ?

 

Ein ganz wunderbarer historischer Krimi aus dem Wien des 20. Jahrhunderts. Ernestine ist eine, heute würde man sagen, toughe Frau, die nichts schreckt und Anton's Männerschachgruppe mit ihren Spielkünsten verschreckt. Das ganze Buch ist wie eine Operette mit seinen Grantlern, Kaffeehäusern, Mehlspeisen, Etablissements und Kulturhöhepunkten. Unterhaltsam und mit vielen, im Geschehen eingebauten, historischen Bezügen. Wie die Frage, warum die 71ger Strassenbahnlinie für den Wiener so wichtig ist. Wien war die einzige Stadt, die ihre Toten in früheren Zeiten per Strassenbahn zum Friedhof, genauer, dem Zentralfriedhof gebracht hat. Und eben dies mit der Linie 71. So sagt man noch heute in Wien, wenn jemand gestorben ist, er ist“ in die 71er eingestiegen“.

Bei allem Heiterem , Unterhaltendem jedoch hat das, dem Buch voran gestellten, Zitat von Maria Montessori für den Krimiplot eine grosse Bedeutung.

 

Absolute Leseempfehlung.