A Sing to Drown in Rivers
In A Song to Drown Rivers von Ann Liang geht es um Xishi, eine legendäre Schönheit des alten China, die als Spionin am Hof des feindlichen Königs Fuchai eingesetzt wird. Ihr Ziel ist es, Informationen für ihr eigenes Königreich zu sammeln, indem sie den König verführt und Geheimnisse entlockt. Die Geschichte behandelt Themen wie Krieg, Liebe und Opfer und bietet einen tiefen Einblick in die Herausforderungen, mit denen Xishi konfrontiert ist.
Der Schreibstil hat mich besonders begeistert. Die Autorin versteht es, durch bildhafte und detaillierte Sprache eine eindrucksvolle Atmosphäre zu schaffen. Ihre Vergleiche und Metaphern fügen sich nahtlos in die Erzählung ein und machen das Lesen zu einem echten Erlebnis. Es ist, als würde man selbst durch die nebelverhangenen Wälder wandern oder die Kälte des Flusses auf der Haut spüren. Trotz der poetischen Sprache bleibt der Text gut lesbar und verliert sich nicht in unnötigen Ausschweifungen.
Die Mystery-Elemente sind für mich ein weiterer Höhepunkt des Buches. Oft ergeben die Hinweise und Andeutungen erst im Nachhinein Sinn, was die Spannung zusätzlich steigert und einen dazu motiviert, das Buch aufmerksam zu lesen. Es ist faszinierend, wie sich nach und nach ein größeres Bild zusammensetzt, ohne dass alle Geheimnisse sofort preisgegeben werden. Dadurch bleibt die Geschichte bis zum Schluss fesselnd.
Auch die Charakterentwicklung ist der Autorin gut gelungen. Besonders die Protagonistin durchläuft eine deutliche Veränderung und lernt im Laufe der Handlung viel über sich selbst. Ihre inneren Konflikte und Unsicherheiten sind authentisch dargestellt, sodass man sich gut in sie hineinversetzen kann. Die Nebenfiguren hätten stellenweise jedoch noch etwas mehr Tiefe vertragen, um ihre Handlungen besser nachvollziehen zu können.
Ein kleiner Wermutstropfen war für mich das Fehlen eines Perspektivwechsels. Die Geschichte wird ausschließlich aus der Sicht der Protagonistin erzählt, was einerseits die Identifikation erleichtert, andererseits aber auch dazu führt, dass andere Charaktere und Ereignisse etwas eindimensional wirken. Ein Wechsel der Erzählperspektive hätte hier mehr Abwechslung und zusätzliche Einblicke bieten können.
Die Länge des Buches empfand ich als genau richtig. Der Spannungsbogen ist gut durchdacht, und die Cliffhanger am Ende einzelner Kapitel machen es schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Besonders zum Ende hin steigert sich die Spannung noch einmal deutlich, und das Finale ist packend inszeniert, ohne zu vorhersehbar zu sein.
A Song to Drown Rivers ist ein atmosphärischer Roman, der durch seinen bildhaften Schreibstil und eine fesselnde Geschichte überzeugt. Trotz kleinerer Schwächen, wie dem fehlenden Perspektivwechsel, hat mich das Buch voll und ganz in seinen Bann gezogen. Wer tiefrgründige Charaktere und eine sehr schöne bildhafte Sprache mag, wird hier auf seine Kosten kommen