Rezension

Ab der Mitte wirds einfach nur eigenartig

Der Mann, der zu träumen wagte
von Graeme Simsion

Bewertet mit 2 Sternen

Worum es geht: 

Adam Sharp gehts mit 50 recht gut. Ab und an mal was Arbeiten, hat eine wundervolle Lebenspartnerin, ist ungeschlagen wenn es um Musikwissen geht. Ja, Adam könnte ganz glücklich sein. In seiner Alltagsidylle scheint ein einziges Pling alles zu zerstören. Eine Email, ausgerechnet von Angelina Brown. Die eine Frau, die ihm vor mehr als zwanzig Jahren den Kopf verdreht hat. Die eine, die unereichbar schien. Sie sucht Kontakt, und er stellt sich die Frage, wie weit geht zu weit? Und, was wäre wenn? 

 

Meine Meinung: 

Wie viele andere Leser auch, mochte ich "Das Rosie Projekt", und freute mich auf einen neuen Roman von Simsion. An alle Fans das wichtigste vorweg: Adam Sharp ist kein Rosie Projekt 3. Mit diesem neuen Buch macht Greame einen gewollten Schnitt zum mainstream Humor und will auch seinem eigenen Schatten springen. Nur noch wenig erinnert an den Humor der Vorgängerromane. Absichtlich wird einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Adam Sharp ist ein Drama, eine Spirale in den Abgrund, heraufgerufen durch Habgier und unzufriedenheit. Adam geht es geht, aber könnte es ihm nicht noch besser gehen? Ein simples "Hi" das einen Achterbahnfahrt der Gefühle auslöst. 

Angelina Brown ist eine Australische Schauspielerin die er mit mitte Zwanzig in Australien kennenlernt. Eine Frau, die seitdem auf einem Sockel stand, und an die keine Frau nach ihr rankam. Neben den Hauptfiguren ist die liebe Nostalgie hier im Mittelpunkt. Im ersten teil des Buches kriegen wir Rückblenden nach Melbourne, zurück zu dem Moment des Kennelernens, des Verliebens, des letztendlich Scheiterns. Die Frage kommt auf, ob es wirklich so ablief oder wir die rosarote Erinnerung Adams vorgesetzt kriegen. 

Wie bereits bei den vorherigen Bücher ist es ein leichtes sich in Greames Welt zu verlieren. Trotz des neuen Tonfalls findet man sofort Zugang zur Figur und Handlung. Mir persönlich gefiel die ernstere Not mit dezenterem Humor besser als das locker flockige Rosie Projekt. Die ganzen Musikreferenzen liesen mich natürlich auch an Nick Hornby's "High fidelity" denken. Kommt nicht ganz da ran, aber ist auf einem guten Weg. 

So gut wie der erste Teil des Buches war, so schlecht war der Schluss. Ich hab keine Ahnung was da ab der Mitte abging, aber es lief definitiv gegen meinen Geschmack. Während Adam im ersten Teil sich bloss der Träumerei hingibt, man in der Nostalgie und Erinnerung schwelgt, wird im zweiten Teil Nägel mit Köpfen gemacht. Kann Angelina seinen Ansprüchen genügen? Hat er sie sich im Laufe der Jahre zu gross gedacht? 

Der Leser kriegt hier einiges geboten: Untreue, Todesfälle, Unfruchtbarkeit, Misshandlung, Scheidung, Bedauern und nicht zuletzt Lust und Leidenschaft. Hier wird das Publikum gespalten werden. So wie meine Meinung.