Rezension

Abenteuer vor fantastischer Kulisse

Assassino - Gerd Ruebenstrunk

Assassino
von Gerd Ruebenstrunk

Bewertet mit 4 Sternen

Die 17-jährige Kati ist zusammen mit ihrem Kollegen Chris im Auftrag ihres Vaters nach Dubrovnik geflogen, um dort nach der sagenumwobenen Gewandfibel des Tages zu suchen. Während ihrer Suche nach Hinweisen wird Kati überfallen und von dem geheimnisvollen Ilyas gerettet. Doch wer ist dieser Junge ohne Erinnerungen, der so gar nicht in die heutige Zeit passen will? Und warum ist jemand hinter Kati her? Ihre Reise wird immer gefährlicher und es bedarf der Hilfe Fremder, die zu ihren Verbündeten bei der Suche werden.

Hinter der Suche nach der Fibelscheibe steckt viel mehr, als es auf den ersten Blick vermuten lässt. Es gibt in der Vergangenheit nämlich zahlreiche wichtige Ereignisse, die sich nun auf die Situation in der Gegenwart auswirken. Diese kommen mit fortschreitender Handlung ans Licht, sodass dem Leser auch klar wird, wie alles miteinander zusammenhängt. Zwischenzeitlich rückt die Suche nach der Fibelscheibe jedoch auch in den Hintergrund, wenn zum Beispiel auf die Vergangenheit von Ilyas eingegangen wird, die aber nicht weniger interessant ist. Zum Ende, das ein bisschen durcheinander wirkt, werden leider nicht alle Fragen geklärt. Zudem ist es recht offen, was mich vermuten lässt, dass durchaus ein zweiter Teil geplant sein könnte. Besonders gefallen hat mir, dass die Liebesgeschichte sich nie in den Vordergrund gedrängt hat und so nicht zum Mittelpunkt der Handlung wurde.

Der Schreibstil von Gerd Ruebenstrunk gefällt mir gut. Er gestaltet die Handlung spannend, auch wenn einige Szenen durchaus etwas mehr Spannung vertragen hätten, andere hätten dafür vielleicht weniger hektisch sein können. Mir haben vor allem die Beschreibungen von Istanbul/Türkei sehr gefallen und ich konnte viele Szenen gut nachvollziehen. Der Autor regt zudem den Leser dazu an selbst mitzudenken, vor allem auch, was die einzelnen Charaktere betrifft.

Kati ist kein „normales“ 17-jähriges Mädchen. Zudem ist sie ziemlich wechselhaft. Auf der einen Seite leidet sie unter Verfolgungswahn (und das nicht unbegründet), auf der anderen Seite vertraut sie sich völlig Fremden - wie Seamus und Ilyas - sehr schnell an. Manchmal fiel es mir etwas schwer ihre Handlungen nachzuvollziehen.
Der Leser erfährt zum Teil auch aus der Perspektive von Chris vom aktuellen Geschehen. Im Gegensatz zu Kati traut er den neuen Bekanntschaften nicht. Ansonsten scheint er eher ein ruhiger und intelligenter Typ zu sein, der sicher auch gerne mehr wäre als „nur“ Kati’s Freund.
Schon beim ersten Auftreten von Ilyas ist klar: dieser Junge scheint nicht aus unserer Zeit zu stammen. Er handelt impulsiv und bleibt meist eher unnahbar. Das ist schade, denn so war er für mich weniger greifbar als andere Charaktere.
Der Ire Seamus trifft in Dubrovnik auf Kati und Chris. Er scheint ebenfalls einiges von Kunst/Antiquitäten zu verstehen, doch schnell wird klar, dass dies nicht sein einziger Job ist. Er wird unheimlich wichtig auf der Reise, denn er kann viele Kontakte herstellen, die ihnen auf der Suche nach der Fibelscheibe weiterhelfen. Dennoch hat man als Leser immer das Gefühl, dass er etwas verheimlicht.
Auch Kati’s Vater nimmt im Laufe der Handlung eine immer wichtigere Rolle ein. Er möchte die Fibelscheibe augenscheinlich für seine Ausstellung haben und schickt seine Tochter auf die Suche. Er besitzt eine Vergangenheit, die ihn nun wieder einholt und sein eigenes Eingreifen unumgänglich macht.

„Assassino“ ist ein gelungenes Buch, das sich von einer spannenden Suche nach einer Fibelscheibe zu einem richtigen Abenteuer entwickelt, das zudem noch mit Mythen und zahlreichen Geheimnissen aufwarten kann. Ich finde diese Mischung sehr gelungen, auch wenn die Charaktere selbst nicht immer überzeugen können. Das Ende ist ein wenig hektisch und lässt auch noch einige Fragen offen, sodass man als Leser nicht völlig zufrieden damit sein kann. Ich bin gespannt, ob noch ein weiterer Band folgen wird. Ich kann „Assassino“ vor allem als Buch für Zwischendurch sehr empfehlen.