Rezension

Abgedreht, aber unterhaltsam und interessant

Repeat
von Daniel Westland

Bewertet mit 4 Sternen

Die 21 Jahre alte Ich-Erzählerin Sara lebt zusammen mit ihrer Mutter in München, als sie dort eines Tages von zwei Männern überfallen werden, die ihnen nach dem Fesseln ans Sofa allerlei merkwürdige Fragen zu ihrem Alltag stellen.

Sara beschließt, durchs Klofenster zu flüchten, um Hilfe zu holen, wird aber dann zusammen mit ihrer Mutter entführt und auf eine griechische Insel in eine amerikanische Bunkeranlage verschleppt. So weit, so aberwitzig.

Es stellt sich heraus, dass Sara wohl geheimnisvolle Kräfte hat, hinter denen Dr. Lennard Keller, ein deutscher Wissenschaftler, her ist. Er ist der vernünftige, intelligente Teil des skurilen Pärchens. Der andere Entführer ist Mike Bishop, Amerikaner und Soldat der NSA, brutal, dumpfbackig und rücksichtslos, so dass schließlich etwas Schlimmes passiert: Während Sara aus der Militäranlage flieht, wird ihre Mutter erschossen...

ja, die Geschichte ist so aberwitzig wie sie von mir beschrieben wurde (das ist ja auch erst der Anfang, es wird noch besser). Realismus darf man hier eher nicht erwarten.

Der Film "Männer, die auf Ziegen starren", der auch im Buch zitiert wird, handelt vom selben Thema, nämlich der Versuch der USA, Leute mit ungewöhnlichen Fähigkeiten (ala Star Wars) als Kampfmethoden zu entwickeln. In dieser Geschichte läuft dieser Plan jedoch gehörig aus dem Ruder...

Das Buch ist gut geschrieben, jeweils abwechselnd aus zwei Perspektiven, der der Ich-Erzählerin Sara und eines indirekten Erzählers, der Lennards Perspektive folgt. Das ist interessant und gut gelungen.

Das Erzähltempo ist sehr schnell, besonders am Anfang. Der Leser wird zugleich mit den Figuren überrumpelt und bis etwas zur Hälfte weiß man nicht so genau, woran man ist. Das war mir etwas zu lang und wirr.

Dafür gefällt mir die zweite Hälfte des Buches um so besser. Vor allem aber das Ende ist super gelungen und versöhnt mich mit dem ersten Teil und den brutalen Einlagen, die ich manchmal etwas unmotiviert und übertrieben fand.

Insgesamt ein gelungener Jugendthriller, der auch für Erwachsene geeignet ist und den ich daher sehr empfehlen kann.