Rezension

Abgedrehter, aber dennoch spannender Kriminalroman mit skurrilen Typen und reichlich Situationskomik

Hinter blutroten Schatten - Gereon Krantz

Hinter blutroten Schatten
von Gereon Krantz

Bewertet mit 5 Sternen

Konnte mich der Autor Gereon Krantz bereits bei seinem Debüt, dem ersten Fall mit Thomas Harder und Claudia Vogt, auf ganzer Linie überzeugen, gelingt ihm hier sogar noch einmal eine Steigerung, die zudem noch einmal ein Stück weit abgedrehter rüberkommt. Dabei kann man das Buch grundsätzlich auch ohne Vorkenntnisse aus dem ersten Band lesen und nachvollziehen. Alle dafür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne den Lesefluss zu stören. Da hier aber auch ein paar offenen Fäden aus dem Vorgängerwerk weitergesponnen werden, empfiehlt es sich schon, die Bücher in der richtige Reihenfolge zu lesen.

Auch diesmal bekommt es das ungleiche Ermittlerpaar Harder und Vogt wieder mit einer bizarren Mordserie zu tun, die mit einem jungen Mann beginnt, der am S-Bahnhof Alexanderplatz vor eine einfahrende Bahn gestoßen wird. Die Ermittlungen in Sachen Täter und Motiv führen diesmal in die Welt der Tattoos, in der auch Polka und rote Grütze eine nicht ganz unwichtige Rolle spielen.

Erneut gelingt es dem Autoren wieder auf überzeugende Art und Weise, dem altbekannten Thema vom ungleichen Ermittlerpaar, das eher notgedrungen zusammenarbeiten muss, noch ein paar neue Facetten abzugewinnen. Dies liegt insbesondere an der Figur des Thomas Harder, der weiterhin als klassischer abgehalfterter Ermittler mit Todessehnsucht rüberkommt, im Laufe der Geschichte aber auch wieder ganz andere Seiten von sich zeigen darf. Seine Kollegin steht hier weiterhin über weite Strecken etwas in seinem Schatten, kann sich diesmal aber deutlich besser freischwimmen wie noch im ersten Band. Auch die weiteren Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen sind gut gezeichnet und vielschichtig angelegt.

Der eigentliche Kriminalfall kommt auch diesmal wieder ziemlich düster rüber, zudem lässt der Autor in seinen Beschreibungen in Sachen Gewalt und Blut erneut wenig bis nichts aus. Und dennoch gelingt es ihm immer wieder, das Geschehen mit fast schon absurden Situationen und reichlich schwarzem Humor aufzulockern. Auch wenn die Geschichte in diesen Passagen manchmal nur haarscharf an der Parodie vorbeischliddert, funktioniert diese Mischung insgesamt doch erneut ganz wunderbar und macht zudem einfach viel Spaß. Der Krimiplot an sich ist dabei aber nie bloße Kulisse für den abgedrehten Humor, sondern bis zum Ende überzeugend konstruiert.

Ein Buch, das ich jedem Krimi- und Thrillerfan nur wärmstens ans Herz legen kann, und ein Autor, den man sich merken sollte. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den nächsten Fall mit Harder und Vogt.