Rezension

Abgefahren

Black Hole - Charles Burns

Black Hole
von Charles Burns

Bewertet mit 4 Sternen

Was für eine abgefahrene Geschichte! Ganz in schwarz weiß gehalten und mit kräftigen Linien erzählt Charles Burns eine fast schon klassische High School Geschichte: Es gibt natürlich die coolen Kids und die Looser, es werden Drogen ausprobiert, Alkohol getrunken und natürlich wird sich heftig verliebt! Doch neben Herzschmerz und der Hoffnung auf den ersten Sex haben die Teenager hier mit einem weiteren Handicap zu kämpfen: Es grassiert eine Art sexuell übertragbarer Virus, der bei den Infizierten zu seltsamen Entstellungen oder Auswüchsen führt. Dem Ergebnis sind keine Grenzen gesetzt. Mal ist es ein Eidechsenschwanz oder ein kleiner zusätzlicher Mund am Schlüsselbein, Schwimmhäute oder Beulen am Körper. Manches lässt sich gut verstecken, anderes entstellt den Infizierten komplett.

Einige der am stärksten Entstellten haben sich ein Lager im Wald aufgebaut, in den sie sich zurückgezogen haben. Hier am Lagerfeuer unter Gleichgesinnten sind sie zwar vor Hänseleien sicher aber dafür treibt etwas anderes sein Unwesen. Verstörende Skulpturen aus zerstückelten Puppen, Holz und abgenagten Knochen finden sich an den Bäumen. Was hat das zu bedeuten?

Als Leser folgen wir hauptsächlich Keith und Chris. Keith, ein netter aber eher wenig beliebter Kiffer, hat sich in die hübsche Chris verliebt, weiß aber nicht, wie er an sie herankommen soll. Chris selbst ist Hals über Kopf in Rob verschossen, ihre große Liebe, der sie allerdings mit dem Virus infiziert. Neben den amourösen Verstrickungen illustriert Charles Burns immer wieder verstörende Traumsequenzen oder Vorahnungen der Figuren. Das, in Verbindung mit den Auswirkungen des Virus, macht die Geschichte zu einem seltsamen, so faszinierenden wie abstoßenden Leseerlebnis.

Ich war zwar einerseits begeistert von dieser düsteren wie verwirrenden Geschichte, leider war es mir am Ende nicht rund genug. Hat Chris nun herausgefunden, was mit Rob passiert ist? Ein paar "Warums" blieben bei den sich überschlagenden Ereignissen am Ende auf der Strecke. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Aufklärung gewünscht.

"Black Hole" ist eine intensive Geschichte die viel Stoff zum Nachdenken bietet und bei der man bestimmt auch beim zweiten oder dritten lesen noch Neues entdeckt. Eine Allegorie der Pubertät. Mal verwirrend, mal gruselig, mal klassische Comming of Age Stroy. Allerdings nichts für Leser, die auf alles eine schlüssige Antwort erwarten.