Rezension

Abgefahrene Robinsonade Lichtjahre von der Erde entfernt

Der Astronaut -

Der Astronaut
von Andy Weir

Bewertet mit 4 Sternen

Ryland Grace erwacht im Weltraum. Er ist allein. Er erinnert sich kaum, aber er weiß, dass die Rettung der Menschheit in seinen Händen liegt.

„Der Astronaut“ ist ein Roman von Andy Weir, der mich schon mit „Der Marsianer“ ausgezeichnet unterhalten hat. 

Es geht diesmal nicht um die Rettung eines Astronauten, sondern gleich um die ganze Welt. 

Ryland Grace erwacht aus dem Koma und stellt fest, dass er allein im Weltraum ist. Seine Erinnerungen brodeln unter der Oberfläche und zu Beginn weiß er nicht einmal, was er auf dem Raumschiff zu suchen hat. Nach und nach dröseln sich die Ereignisse in Rückblenden auf, während der Astronaut die Rettung der Erde als seine Mission begreift.

Andy Weirs Romane sind von Wissenschaft und Humor geprägt. Von beiden Elementen erhält der Leser auch diesmal genug, weil es bei diesem Buch ebenfalls die tragenden Säulen der Story sind. Es macht Spaß, Ryland auf seiner interstellaren Mission zu begleiten, während sich die Probleme zu einem Berg häufen. Dank Improvisationstalent, wissenschaftlichem Know-how und einem unerschütterlichen Gemüt packt er eine Lösung nach der anderen an, bis er unerwartet Unterstützung bekommt.

Die Erzählung ist spannend und die Handlung wartet mit überraschenden Wendungen auf. Den Aufbau finde ich geschickt gewählt. Dadurch, dass sich Ryland anfangs nicht erinnert, kommt der Leser gleichzeitig mit ihm den Hintergründen dieser Mission auf die Spur, was schlüssig und unterhaltsam zu lesen oder hören ist.

Dabei nimmt Andy Weir von allerhand Wissenschaft Gebrauch. Es gibt Chemie, Physik und was man sonst alles im Weltraum braucht, um die Situation zu verstehen. Obwohl ich in diesen Bereichen kaum bewandert bin, habe ich den Ausführungen dazu gespannt gelauscht. Der Autor schafft es, eine trockene wissenschaftliche Materie in ein amüsantes Abenteuer zu verwandeln, was meiner Meinung nach bewundernswert ist.

Es kommt zu einer überraschenden Entwicklung, welche dem Geschehen zusätzlichem Spielraum gibt. Darüber möchte ich nichts verraten. Aber meiner Ansicht nach hat der Autor diesen Aspekt überaus charmant umgesetzt.

Außerdem gefällt mir der trockene Humor. Ryland nimmt jede schwierige Situation, wie sie ist, ohne dabei Überlebenswillen und das Vergnügen am Problemlösen zu verlieren. Andy Weir hat für seine wissenschaftlichen One-Man-Shows - wie auch in „Der Marsianer“ - überzeugendes Talent, welches er in „Der Astronaut“ erneut unter Beweis stellt.

Anmerken will ich, dass es meinem Empfinden nach, kein Werk mit hohem literarischen Anspruch, sondern eine abgefahrene Robinsonade Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Obwohl gesellschaftskritische Themen angesprochen werden, denke ich, dass es vor allem um Wissenschaft, Technik und Unterhaltung geht.

Meiner Meinung nach ist „Der Astronaut“ ein amüsantes interstellares Abenteuer, wie es nur Andy Weir auf die Beine stellt. Trockene Wissenschaft wird in eine humorvolle Handlung verpackt, die einerseits faszinierend und andrerseits unterhaltsam erzählt ist.