Rezension

Abgründe sind tief, doch noch tiefer ist die Verschwiegenheit

Der Tote von Twixlum - Alfred Bekker

Der Tote von Twixlum
von Alfred Bekker

Bewertet mit 5 Sternen

Denn oft ist es nicht so ,wie es auf den ersten Blick scheint.
Und ganz vielleicht geht es um mehr als einen Mord.

Der Schreibstil von Alfred Bekker ist sehr einnehmend, fließend und leicht verständlich.
Im Fokus des Ganzen steht natürlich der etwas brummige Steen. Nicht unbedingt ein sympathischer Mann. Aber jemand, den man definitiv respektiert. Trotz allem mag ich seine etwas kauzige und unnahbare Art. Er lässt sich nicht in die Karten schauen und das macht ihn letztendlich auch so authentisch und einfach greifbar.
Die anderen Ermittler sind dagegen absolut sympathisch, allen voran Ihno, der mich hier immer wieder zum schmunzeln brachte.
Ihno spielt in diesem Band, eine nicht unerhebliche Rolle, was mir einfach wahnsinnig gut gefallen hat.
Er ist mit allen Wassern gewaschen, was man oftmals erst auf den zweiten Blick erkennt.
Auch die eigentlichen Hauptfiguren, die in diesem Band im Vordergrund stehen, waren sehr gut ausgearbeitet und einfach in Szene gesetzt. Sie punkten mit Ausdruck, Ecken und Kanten. Manche sind tiefgründiger, als andere. Was aber angesichts dieses Falls absolut verständlich ist.
Ich konnte mich gut in sie hineinfühlen, auch wenn manche etwas vorhersehbar gehandelt haben. Doch der Mordfall ist deshalb noch lange nicht so einfach zu durchschauen.

Je tiefer man gräbt, umso mehr kommt immer wieder die Vergangenheit ans Licht.
Wo einst die Spuren begannen, so enden sie meist auch dort.
Im Fall des Kapitäns und seines Erben gibt es eine Menge Dunkelheit und Geheimnisse, die an die Oberfläche müssen.
Beide können sich nur schwer äußern, deshalb brauchen sie ein Sprachrohr.
Damit der Gerechtigkeit Genüge getan wird.
Ich fand vor allem den Kapitän unglaublich interessant. Man konnte sich lebhaft vorstellen, wie angesehen er war und was er alles erlebt hat. Zu gern hätte ich noch mehr Geschichten über ihn gehört.
Die Geschichte selbst kam erst langsam in Fahrt und hat sich sehr detailliert mit den Ermittlungen beschäftigt, was ich ausgesprochen gut fand.
Es geht hier tatsächlich um die Ermittlungsarbeit und nicht etwa um das Privatleben Steens.
Was einerseits total interessant ist, weil sich immer wieder neue Spuren ergeben und nichts dem Zufall überlassen wird.
Dabei gerät man in Abgründe, die tiefer sind, als zunächst angenommen.
Komplex, voller Facetten und Eindrücke.
Die Ermittler müssen ordentlich graben, um überhaupt etwas aufzudecken.
Denn die Verschwiegenheit ist groß und keiner will sich falsch äußern.
Dabei erblickt man erst nach und nach was hinter allem steckt. Was meinerseits für große Überraschungen gesorgt hat. Denn damit hatte ich nun gar nicht gerechnet.
Der Autor webt dabei sehr interessante Themen ein.
Zeigt aber auch wie unberechenbar und kalkuliert Menschen handeln, wenn sie an ihren eigenen Vorteil denken.
Das kann mitunter ziemlich erschüttern, dennoch ist es menschlich.
Nichtsdestotrotz kommt hier eine große Tragik auf, der man hilflos ausgeliefert ist.

Was ich andererseits noch immer sehr schade finde, ist das man so wenig über den Menschen Steen erfährt. Ich finde es wichtig, dass auch er den nötigen Raum bekommt, um sich zu entfalten und entwickeln zu können.
Hier erfährt man unterschiedliche Perspektiven, weshalb man sich gut in die unterschiedlichsten Personen hineinversetzen kann.
Die Hintergründe wurden nach und nach offengelegt, so das auch keine Wissenslücken offen bleiben.

Letztendlich fand ich diesen Band zwar nicht übermäßig emotional, aber unglaublich interessant und spannend.
Ein Fall, der mit dem psychologischen Aspekt dahinter punktet und zeigt, wozu Menschen fähig sind.
Ich bin schon sehr gespannt, was uns als nächstes erwartet.

Fazit:
Der Kapitän und sein Erbe.
Der 6. Band rund um Kommissar Steen besticht mit einem sehr eigenwilligen Kommissar und einem Fall, der nicht nur sehr komplex ist, sondern auch sehr interessant und spannend in seinem Verlauf ist.
Abgründe sind tief, doch noch tiefer ist die Verschwiegenheit.
Eine Reihe, die sich vor allem mit sehr detaillierter Ermittlungsarbeit befasst und dadurch niemals langweilig wird.