Rezension

abgründig und psychologisch gut ausgearbeitet

Die stille Bestie
von Chris Carter

Bewertet mit 5 Sternen

Ach was habe ich dem neuen Fall von Robert Hunter entgegen gefiebert.
Bereits der Anfang des Buches hat mich unheimlich gerührt.
Darin bekommen wir wieder Roberts ganze Menschlichtkeit und Herzenswärme zu spüren.
Eigentlich möchte er ja in den Urlaub fahren, doch dann wird er zu einem neuen Fall beordert.
Dieser gestaltet sich völlig anders, als jemals zuvor.
Denn es wirft ihn in seine eigene Vergangenheit zurück.
Hierbei bekommt er es mit seinem Studienfreund Lucien Folter zutun.
Je weiter er voranschreitet umso schockierter und fassungsloser wird er.
Wer ist Folter?
Und was führt er im Schilde?

Der Einstieg gelang wunderbar und ab da, war es für mich unmöglich, das Buch aus den Händen zu legen.
Herbei geht es nicht darum, den Mörder zu finden.
Der ist bereits durch Verkettung eines Unglücks da.
Viel mehr geht es darum, seine Beweggründe und seinen Plan zu erforschen.
Denn hier bekommen wir es mit einem ziemlich perfiden und gnadenlosen Killer zutun, der klüger und kalkulierter ist, als jemals jemand zuvor.
Er scheint den anderen immer einen Schritt voraus zu sein.
Hunter wird hier aufs äußerste gefordert.
Denn hier geht es auch um ihn selbst und seine eigene Vergangenheit.
Das erfordert enorme Disziplin.
In diesem teil erfahren wir viel über Hunter selbst und das hat mir recht gut gefallen.
Als ich das ganze Ausmaß begriffen hatte, hat es mich mit Grauen erfüllt und ich konnte nicht glauben, was ich las.
Wie kam man sich derart verstellen und frei jeglicher Emotionen sein?
Der Verlauf war ungemein elektrisierend für mich.
Einerseits habe ich unheimlich mit Hunter mitgefiebert und andererseits war es auch interessant den ganzen Ermittlungen und der Erforschung der Psyche des Täters zu folgen.
Dabei tun sich immense Abgründe auf, die kaum oder sehr schwer zu überblicken sind.
Hierbei halten wir uns nicht nur in der Gegenwart auf, wir machen auch einige Ausflüge in die Vergangenheit. Diese Kapitel fand ich unheimlich menschlich beschrieben.
Es ist mir sehr nahe gegangen, als man diese Augenblicke erlebt hat.
Aber auch hier macht der Autor nicht vor grausigen und bestialischen Details halt.
Mitunter musste ich doch etwas schlucken, also ist es nicht unbedingt etwas für zarte Gemüter.
Die Handlung war sehr facettenreich und unvorhersehbar gestaltet.
Ständig kam etwas neues und man konnte nur schwer alles überblicken.
Trotzdem hat es Chris Carter immer noch geschafft ein I-Tüpfelchen aufzusetzen, was dem ganzen nochmal eine brisante Wende gab.
Aber was dieses Buch unheimlich spannend macht, sind diese kleinen Cliffhanger am Ende der Kapitel. Dadurch ist man noch gespannter und gefesselter.
Kurz vor dem Showdown ging es dann noch mal sehr explosiv und adrenalingeladen zu.
Der Abschluss hat mir gut gefallen.
Für mich waren bei diesem Buch vor allem die Ermittlungsmethoden sehr interessant und informativ gestaltet, man bekommt dabei nachvollziehbare Einblicke in die Psyche eines Täters geboten.
Es zeigt uns aber auch, das nicht alles ermesslich ist.
Dieses Buch besticht vor allem durch Psychologie und ein tödliches Katz- und Mausspiel zwischen und dem Täter.
Dabei gerät man auf faszinierende Art und Weise direkt in das Geschehen, man ist gefangen und erlebt alles auf elektrisierende Weise und kommt dabei spürbar an seine eigenen Grenzen.
Einerseits ist es kaum auszuhalten, aber andererseits kommt man nicht los davon.
Die Charaktere fand ich vielschichtig und interessant gestaltet.
Sie wirkten authentisch und geradeheraus.
Die Handlung wirkt gut durchdacht und baut sich aufeinander auf, am Ende wirkt alles recht schlüssig.

Hierbei erfahren wir überwiegend die Perspektiven von Hunter und dem Täter, was sie unweigerlich näher in den Fokus rückt und sie dadurch viel mehr Tiefe erlangen.
Ihre Handlungen und Gedanken sind stets gut nachvollziehbar gestaltet.
Diese Buch ist in drei Teile unterteilt, die einzelnen Kapitel haben eine normale Länge.
Der Schreibstil des Autors ist sehr fließend und mitreißend, aber auch ungemein bildgewaltig.
Dieser Thriller übt einen enormen Sog aus, dem man immer mehr verfällt.
Das Cover und der Titel sind passend zum Buch gewählt.

Fazit:
Ein unheimlich abgründiger und psychologisch gut ausgearbeiteter sechster Band um Robert Hunter.
Dabei tauchen wir ein, in seine eigene Vergangenheit.
Es ist unheimlich nervenzerrend und adrenalingeladen gestaltet, für Atempausen gibt es hier keine Zeit.
Auch wenn er anders ist, als die Fälle davor, finde ich ihn mehr als gelungen.
Robert Hunter Fans werden ihn lieben.
Ich bin wieder mehr als begeistert.
Eine mehr als klare Leseempfehlung.
Ich vergebe 5 von 5 Punkten.