Rezension

Abruptes Ende einer glücklichen Kindheit

Trümmermädchen – Annas Traum vom Glück -

Trümmermädchen – Annas Traum vom Glück
von Lilly Bernstein

Bewertet mit 5 Sternen

          Das Trümmermädchen“ war für mich eine von den Geschichten, die ich sehr schnell ausgelesen hatte. Es ist in einem einnehmenden, einfachen Sprachstil geschrieben. So flog ich nur so durch die Seiten, weil das Schicksal von Anna und ihrer Tante Marie sehr spannend war.

Es beginnt im Jahr 1941. Anna erlebt in Köln bei Tante Marie und Onkel Matthias, einem glücklichen Bäckerehepaar, eine sorglose Kindheit, obwohl der Krieg in vollem Gange ist. Sie liebt die Bäckerei und ganz besonders den großen Backofen aus Vulkanstein, der auch ihr Zimmer wärmt. Auf einem Schlag findet diese Normalität ein jähes Ende. Das Unglück beginnt damit, dass der Onkel eingezogen wird. Durch die gewaltigen und wiederkehrenden Luftangriffe mit Flächenbombardements auf die Stadt erfolgt bald darauf die schwere Zerstörung der Bäckerei. Sie sind ihrer Lebensgrundlage und ihrer schützenden Behausung beraubt. Dazu kämpfen sie gegen den kältesten Winter des Jahrhunderts, gegen den verzehrenden Hunger und gegen abgrundtief böse Menschen. Es scheint keinen Ausweg aus der Misere zu geben, aber wie Anna und Marie schließlich über sich hinauswachsen und die Unbilden bewältigen, ist mehr als bewundernswert...

Der Roman besteht aus drei Teilen, die jeweils eine Zeitspanne von einigen Monaten beschreiben, Teil I von Juli 41 bis Mai 42, Teil II von Oktober 46 bis März 1947, Teil III von Mai 1947 bis Januar 1948. Der zweite Teil nimmt den meisten Raum ein.
Zu Beginn ist Anna 11 Jahre alt. Um zu überleben, muss sie recht schnell erwachsen werden. Alles, was zum Leben benötigt wird, ist knapp. Sie kämpft für den Traum, die zerstörte Bäckerei wieder aufzubauen, obwohl das aussichtlos und unerreichbar scheint. Welche Kraft Anna immer wieder aus sich heraus mobilisiert! Was sie dabei auf sich nimmt, wird sehr eindringlich geschildert. Da habe ich so manches Tränchen verdrückt!
Das vieles sich zum Ende hin glücklich fügt und es noch Überraschungen gibt, ist der schriftstellerischen Freiheit der Autorin und ihrer Fantasie geschuldet. Ich finde, dass hat sie toll gemacht. Eine wunderbare, emotionale Geschichte!

Es ist eine authentische Darstellung der Lebensumstände während des 2. Weltkrieges in einer der größten Städte Deutschlands. Mich fesselte das berührende, bewegende Schicksal des jungen Mädchens und der jungen Frau. Die Autorin beschönigte nichts, im Gegenteil, es war so viel, was sowohl Anna als auch Marie an schlimmen Dingen angetan wurde. Die äußeren Umstände allein waren eigentlich schon schrecklich genug.

Ich empfehle das Buch allen, um klar zu machen, dass Krieg nie wieder sein darf. Für „Trümmermädchen“ von mir die Höchstbewertung!