Rezension

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Abschiednehmen

Kostbare Tage
von Kent Haruf

Wie nimmt uns Kent Haruf mit in die Kleinstadt Holt. Mittelpunkt dieses Romans ist Dad Lewis. Er hat Lungenkrebs und nur noch wenige Wochen zu leben. Plötzlich wird zeit kostbar. Seine Frau Mary und die Tochter Lorraine kümmern sich liebevoll um ihn und versuchen jeden Wunsch zu erfüllen. So beginnen einige Wochen des langsamen Abschiednehmens. Voneinander, von Holt und auch von Dads Gespenstern.  

Zu diesen gehört zum Beispiel sein Sohn Frank. Dieser ist wohl nicht tot, aber unauffindbar. Frank ist schwul, was sein Vater nicht akzeptieren konnte. Daraufhin brach Frank mit seiner Familie. Doch Dads Gehirn findet einen Weg sich mit ihm auszusöhnen.

Außerdem ist da noch die Nachbarin Berta May, die ihre Enkelin aufgenommen hat. Alice ist ein reizendes Mädchen, das bei allen kinderlosen Frauen starke Gefühle entfacht. So ist es auch meine Lieblingsszene, als einige ältere und mittalalte Frauen mit dem Mädchen sich Abkühlung in einer Viehtränke verschaffen.
Dann ist es auch die Geschichte von Reverend Lyle. Er hat bereits Probleme mit der Familie. Dann predigt er auch noch Nächstenliebe mal wörtlich zu nehmen. Eine Aussage, die in den USA zur Zeit eines Krieges (vielleicht der zweite Golfkrieg?) nicht mit Verständnis aufgenommen wird.

Doch beherrschend ist das Sterben des älteren Mannes. So, wie viele es sich vielleicht wünschen würden. Im Kreis seiner Lieben, die versuchen ihm jeden Wunsch zu erfüllen, kann sein Körper selbst entscheiden, wann er den letzten Atemzug nimmt.  Wie natürlich seine Frau mit dem Sterbenden umgeht ist einfach schön als Leserin mit zu erleben.

Wie oft ist dieser Roman eine Abfolge kleiner Geschichten, die sich alle in dieser Kleinstadt ereignen. Eine fiktive Stadt, die den Lesern von Haruf schon sehr bekannt vorkommt und auch hier Bezüge zu anderen Romanen von ihm enthält.