Rezension

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Abschlussband der Only one Night-Trilogie

Alles oder nichts - Simona Ahrnstedt

Alles oder nichts
von Simona Ahrnstedt

Bewertet mit 4 Sternen

INHALT:

Die Journalistin Ambra Vinter ist alles andere als begeistert als ihre Chefin sie für eine Reportage hoch in den Norden Schwedens beordert! Und das auch noch kurz vor Weihnachten! Und an den Ort, den sie sich geschworen hat nie wieder zu betreten: Die nördlichste Stadt Schwedens – Kiruna!

Für den Sicherheitsexperten Tom Lexington hingegen beherbergt Kiruna alles was er nach dem traumatisierenden Auslandseinsatz in Tschad gerade benötigt: Abgeschiedenheit, um die erlebten Schrecken zu verarbeiten, und doch die Nähe zu seiner Ex-Freundin, die er zurück gewinnen möchte.

Ausgerechnet an Weihnachten treffen Ambra und Tom aufeinander und es herrscht sofort eine gewissen Anziehung zwischen den beiden. Doch die Begegnung hätte zu keinem schlechteren Zeitpunkt erfolgen können, brechen sich doch bei beiden die Dämonen ihrer Vergangenheit Bahn…

 

 

EIGENE MEINUNG:

„Alles oder nichts“ ist der Abschlussband der Only one Night-Trilogie von Simona Ahrnstedt. Wie schon bei den Vorgängerbänden hat auch dieser wieder ein weiches, fast wachsartiges Material als Einband. Beim Ausklappen der Broschur erhält man erneut ein größeres Hintergrundbild. Ohne jeden Zweifel passen die drei Teile im Regal – und auch deren einzelne Cover – wundervoll zusammen. Wo ich das erste Coverbild aber noch wahnsinnig passend zur Geschichte empfand, so hat dies bei den beiden nachfolgenden Bänden ganz klar immer weiter abgenommen. Das zweite Cover passt für mich absolut nicht zur Hauptfigur im Buch und auch dieses – so wunderschön es auch sein mag – spiegelt für mich nicht den Inhalt des 3. Teiles wider.

Die ersten beiden Teile spielten noch in der Finanzwelt Schwedens, auf tollen Festen bzw. im Jetset-Leben und konnten somit mit tollen Kleidern und faszinierenden Städten in Einklang gebracht werden. Dieser Teil hingegen hat eher bodenständige Charaktere und als Handlungsort dient vor allem Kiruna – ein abgelegener, kalter Ort hoch im Norden Schwedens. Überhaupt muss ich sagen, dass sich, für eine zusammenhänge Buchreihe, die einzelnen Bände schon sehr voneinander unterscheiden und nur wenige Berührungspunkte haben.

 

Da es momentan auf dem Markt ja viele Cover mit Frauen in schönen Kleidern gibt hier gleich der Hinweis: Es handelt sich nicht um ein Jugendbuch! Außerdem enthält es explizite erotische Szenen, die jedoch in diesem Band für mich wieder sehr stimmig, niveauvoll und auch reizvoll waren. Es kommen (im Vergleich zum 2. Teil) keine Praktiken aus dem Bereich BDSM vor.

Was mich im Nachhinein jedoch völlig verwirrt hat, ist dass der originale Klappentext meiner Meinung nach nicht in allen Teilen zum Inhalt des Buches passt! Sehr schade…

 

Wie bereits gesagt handelt es sich hierbei um den Abschluss einer dreiteiligen Reihe. Ich denke, dass dieses Buch auch ohne Vorkenntnisse der anderen beiden Bände zu lesen ist, allerdings treten die Protagonisten daraus (wenn auch sehr, sehr wenig) auch hier wieder in Erscheinung. Für mich gehören die drei Teile trotzdem irgendwie zusammen und die Entwicklung darin macht auch einen Reiz der Geschichte aus. Außerdem lernen wir einen Hauptcharakter des letzten Bandes schon im 1. Teil kennen, der mir auch nach wie vor am besten gefallen hat.

 

Insgesamt muss ich sagen, dass mich am 1. Band der Reihe gerade die Themen Finanzwelt und Familiendrama wahnsinnig angezogen haben. Ich war enttäuscht, als dies im 2. Teil mehr oder weniger keine Rolle mehr spielte und vom Themenbereich humanitäre Hilfe und erotische Vorlieben abgelöst wurde. Im 3. Teil geht es nochmals um ganz andere Dinge, u. A. Journalismus, Cybermobbing, posttraumatische Belastungsstörungen, Adoption, Misshandlung. Man muss den Büchern ganz klar zu Gute halten, wie viel Recherche und Liebe zum Detail in die Geschichten eingeflossen ist! Es handelt sich sicher nicht um einen seichten Liebesroman! Jedes Thema konnte mich für sich dann doch packen und hat genau zu den jeweiligen Figuren gepasst, allerdings hat sich die Reihe so auch in eine ganz andere Richtung (und weg vom ersten Band) entwickelt als ich gedacht hätte.

 

Hauptfiguren dieses Teils sind diesmal erneut keine Mitglieder der Familie de la Grip, wodurch diese fast völlig aus der Erzählung verschwindet. Hier werden Ambra Vinter und Tom Lexington als Hauptpaar etabliert – wie schon in den Vorgängerbänden gibt es daneben wieder eine kleinere Geschichte um zwei weitere Figuren.

Ambra war mir teilweise etwas zu eigensinnig und handelte extrem sprunghaft und naiv. Aber zumindest war sie kein untertäniges, jungfräuliches Wesen! Tom hat sich dagegen sehr schön entwickelt und ich hätte nicht gedacht, dass ich mit seiner Figur (die schon aus dem 1. Teil bekannt war) einmal so viel anfangen kann. Wie schon in Teil 2 fand ich aber auch die Liebesgeschichte der beiden Nebenfiguren wieder extrem toll! Für mich entwickeln sich beide Liebesgeschichten realitätsnah, auch wenn zum Schluss die Romantik in jedem Teil etwas über Hand nimmt ;)

Alle Charaktere sind für mich insgesamt sehr gut ausgestaltet, haben ihre Ecken und Kanten und vor allem ihre Vergangenheiten und Dämonen zu bekämpfen! Das macht aus einem einfachen Liebesroman sehr viel mehr: Es gibt Drama, Liebe, Erotik, Jobs, Moral, Emotionen, Gesellschaftskritik, etc. - aber auch immer sehr spannende Momente die schon fast in Richtung Krimi gehen!

 

Die Schreibweise war erneut sehr angenehm und auch flüssig zu lesen. Erzählt wird die Geschichte aus vier Perspektiven: Hauptliebespaar, bzw. Nebenpaar. Allerdings muss ich sagen, dass dieser Teil auch durchaus seine langsamen, teils fast etwas zähen, und teils auch etwas vorhersehbare Stellen hatte. Andererseits gibt es ganz klar einen Spannungsbogen und so einige Wendungen auf den über 600 Seiten!

Auch hier haben wir wieder einen gelungenen Showdown und sogar einen Ausblick in die Zukunft, der noch genug, aber nicht zu viel, über die Hauptcharaktere der Trilogie verrät! Irgendwie hätte ich auch von den Nebenpaaren gerne nochmal etwas gehört…

 

 

FAZIT:

Für mich ein Abschlussband, der wieder weit über einen reinen Liebesroman hinaus geht und durchaus anspruchsvoll ist. War im ersten Teil das Thema Finanzwelt und Familie noch großes Thema und im 2. Teil humanitäre Hilfe und sexuelle Vorlieben, so kommen wir hier u. A. in die Bereiche Journalismus, Adoption, Misshandlung und posttraumatische Belastungsstörungen. Mir fehlte wieder etwas die Familiengeschichte des ersten Teiles, aber dafür waren die Charaktere wieder toll ausgestaltet! Die erotischen Szenen lagen ebenfalls wieder wesentlich mehr auf meiner Wellenlänge als im 2. Band und waren doch nie Hauptthema! Stockholm rückt hier allerdings wieder etwas in den Hintergrund – es geht in das ruhige, winterliche Kiruna. Wer Wert auf Bücher zur passenden Jahreszeit legt: Dieses hier beginnt kurz vor Weihnachten.