Rezension

Absolut authentisch und grandios geschriebener Roman!

ZERO - Sie wissen, was du tust - Marc Elsberg

ZERO - Sie wissen, was du tust
von Marc Elsberg

Bewertet mit 5 Sternen

Wenn du glaubst, dass dich Menschen anschauen, weil du interessant bist, dann hast du dich geirrt. Sie tun es nur, weil sie mit einem Wimpernschlag plötzlich dein gesamtes Leben auf ihren Screens haben. Klingt paranoid? Willkommen in Paranoia. ZERO zeigt dir, wie (un)sicher du wirklich bist und wie viel andere von dir tatsächlich wissen, ohne dein Zutun. Ein absolut authentischer und grandioser Roman, der einen kleinen Denkanstoss gibt, wie sensibel die eigene Privatsphäre wirklich ist. Absolutes Must-Read!

LESEEINDRUCK

Bevor die Geschichte ihren Anfang findet, weist Elsberg daraufhin, dass viele Sachen, die im Roman geschildert werden, bereits heute (in einigen Ländern) aktiv genutzt würden. Außerdem sei noch erwähnt, dass ein Glossar am Ende eingefügt wurde, sowie ein Personenverzeichnis, falls man beim Lesen den Überblick verlieren sollte.

Gemeinsam mit der Hauptprotagonistin Cynthia Bonsant (kurz: Cyn) werden wir fast vor vollendete Tatsachen gestellt. Sie ist gerade auf Arbeit beim Daily (in London), als die Nachrichten sich häufen, dass der U.S. Präsident scheinbar angegriffen wird. Alles überschlägt sich, waren es Terroristen oder Leute von ZERO, oder sind ZEROs Leute vielleicht Terroristen?

Und nun beginnt die Jagd nach ZERO. Zumindest am Anfang, als sie die Bösewichte darstellen. Doch nach und nach muss sich der Leser fragen, wer hier die wirklichen Übeltäter sind: die Internetaktivisten, oder doch eine gänzlich andere Gruppe?

Cyns Tochter Viola (kurz: Vi) und ihrer Freunde Adam Denham und Edward Brickle sind seit geraumer Zeit sehr aktiv auf der Social Network Plattform Freemee. Diese Plattform wirbt damit, dass die Nutzer vollste Einsicht auf ihre Daten hätten und selbst bestimmen könnten, an wen sie diese “verkaufen” könnten.

Niemand hat wirklich Einsicht auf den Programmcode. Lediglich der Gründer von Freemee Carl Montik weiß, was die Programme von Freemee wirklich tun. Und so startet er, ohne den Vorstand darüber in Kenntnis zu setzen, ein Experiment, um die Beeinflussbarkeit der Nutzer zu testen bzw. mehr noch diese auszureizen. Wie stark können Freemees Programm-Entscheidungen den freien Willen der User beeinflussen, übernehmen, ja gar überlisten?

Carl ist sich nicht im Geringsten darüber bewusst, was er dort wirklich los getreten hat.

Freemee ist gerade für Jugendliche sehr verlockend, denn als Premium Mitglieder können verschiedenste APPs genutzt werden, und auch so genannte Smartwatches den eigenen Score hochtreiben.

Doch genau diese Smartwatches werden nicht nur Adam zum Verhängnis. Auch Cyn und Vi werden damit noch so manchem Übel gegenüber stehen. Und auch Edward wird immer misstrauischer Freemee gegenüber,bezüglich des eigenen freien Willen in Sachen Datenverbreitung. Als er dann etwas entdeckt, was nie entdeckt werden sollte, beginnt die Uhr zu rasant zu ticken …

Passend zur Geschichte, beginnt und endet der Roman mit einer Art Chatverlauf (was genau es ist, klärt sich später in der Handlung). Es Montag, als das ganze Drama beginnt. Die Kapitel sind demnach, je nach Wochentag sehr lang oder eben nicht. Zwischendurch wechselt sich die Charakter-Perspektive, gekennzeichnet durch einen Absatz. Was stellenweise etwas verwirrend sein kann, aber durch die Story wett gemacht wird.

MEIN FAZIT

Mit einem enormen Tempo wird der Leser auf die Suche nach der Wahrheit mitgenommen; durchstreift London, jagd in Wien und flüchtet in New York. Thematisch ist die Geschichte, besonders seit Edward Snowden (Anmerkung/Vermutung: Vielleicht ist der Charakter Edward im Buch ja ein bisschen an Snowden angelehnt?), sehr aktuell.

Dieser Roman hat das Talent, einem auf authentische Art und Weise durch eine reelle, aber dennoch fiktive Welt zu führen, die einem zeigt, wie wichtig es wirklich ist, dass man mehrfach darüber nachdenkt, was man wann und wo und wie im Internet veröffentlicht.

Die Thematik ist nicht neu, aber die Herangehensweise bemerkenswert. Man wird sich immer bewusster, wie schnell und einfach Daten missbraucht werden können. Selbst ich als Programmierer finde es teilweise erschreckend, was kleinste Programme alles ermöglichen.

Ob das alles wirklich vorteilhaft für die Endnutzer ist, ist eine andere Frage. Doch wer will schon die ehrliche Antwort darauf wissen?

Fakt ist, wir haben uns selbst eine Welt geschaffen, über die wir teilweise selbst kaum noch Kontrolle haben, in welche Richtung sie sich entwickelt. Und genau das zeigt “ZERO” auf. Es mahnt indirekt, dass wir uns die Kontrolle bewahren sollten; das Nachdenken nicht ungesund ist und man offline manchmal sicherer lebt.

Mich hat dieses Buch von Anfang bis Ende, vor allem wegen der authentischen Storyline, gefallen. Man wurde als Leser direkt in den Strom gezogen. Page turner, must read … und was einem sonst noch einfällt.

Zusammenfassend:
Ein absolut authentischer und grandioser Roman, der einen kleinen Denkanstoss gibt, wie sensibel die eigene Privatsphäre wirklich ist. Absolutes Must-Read!