Rezension

Absolut empfehlenswert!

Bevor die Nacht geht - Patrycja Spychalski

Bevor die Nacht geht
von Patrycja Spychalski

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:
Was wäre wenn .. Du einfach mal jemand wildfremden ansprechen und 24 Stunden mit ihm verbringen würdest, um dann einfach wieder zu gehen. Was würdest du tun, kannst Du Dir das vorstellen? Kim ist schon immer ein bisschen anders. Sie lächelt die Menschen an, sie sieht sie, nimmt sie wahr und sie mag die Menschen. Als ihr an diesem Samstag Morgen im Zug ein Junge gegenüber sitzt, der nicht in seinem Smartphone rumspielt, nimmt sie sich ein Herz und spricht ihn an, lockt ihn aus dem Zug und aus einer spontanen Idee werden unvergessliche Stunden und ein langer Abschied, denn Jacob wird am nächsten Tag die Stadt für lange Zeit verlassen. Doch heute wollen sie nur den Tag genießen, nicht wissend, wohin er sie führen wird.

Meine Meinung:
Es ist ein Buch, das mich zum lächeln bringt. Ganz ehrlich, das beginnt mit dem wunderschönen Cover und endet auch nicht, als ich das Buch schon lange zugeschlagen habe. Immer wieder frage ich mich .. gibt es so was, sind wir einfach nur nicht mutig genug? Sollten wir nicht wirklich einfach mal über unsere Schatten springen und einen Menschen ansprechen, der uns warum auch immer spontan berührt? So wie Kim es hier mit Jacob macht. Ohne zu wissen, woher er kommt, wohin  er geht und wer er ist.

Ich fand es toll, die zwei bei ihren so ganz harmlosen alltäglichen Dingen zu begleiten und zu sehen, wie 24 Stunden vorbeirauschen können. Dass die Zeit einfach nicht anhält, egal wie sehr man es möchte. Zu erleben, wie man sich näher kommt, ohne dass man etwas konkretes dafür tut, wie man Abgründe überbrücken kann und es egal ist, wer man ist, oder was man hat.

Ich fand Kims Art einfach unglaublich liebenswert und erfrischend. Ihre Art, die Dinge anzupacken, auszusprechen. Ihren Mut, immer offen und freundlich auf alle Menschen zuzugehen, egal ob sie alt oder jung sind, arm oder reich. Ihre Ideen, das, was sie an kleinen Dingen so schön fand und wie sie es schaffte, davon nicht nur Jacob, sondern auch mich als Leser zu überzeugen.

Ich war erst einmal in Berlin und ich mag Berlin nicht .. das ist halt so, entweder man mag etwas oder nicht, ohne das konkret beschreiben zu können. Doch ich glaube, gäbe es Kim wirklich, ich würde versuchen mit ihr einen Tag in Berlin zu verbringen um die Stadt mit ihren Augen zu sehen ... wer weiß, wie ich danach darüber denken würde.

Aber auch Jacob mochte ich wirklich gern. Seine sanfte, ruhige Art. Seine Freude, die er durch Kims ganze Art hat .. und seine wirklich menschlichen Regungen in bestimmten Situationen, die mich ebenfalls zum schmunzeln brachten.

Mir gefiel es ausgesprochen gut, dass das Buch abwechselnd aus den Perspektiven von Kim und Jacob geschrieben ist. So ist man viel näher dran, sieht und versteht viel mehr ... und Jacobs Gedanken sind oft so schön .. wie das hier:

"... Dort riecht es sehr intensiv. Nach was eigentlich? Ich kann es schwer beschreiben. Nach Kim eben. Nach Sonne wahrscheinlich und nach Pfirsich und Seife und nach noch etwas, das ich nicht einordnen kann. Unglaublich. ..."

Und wenn Ihr glaubt, ein Buch, dessen Ende Ihr scheinbar schon im Vorfeld durch den Klappentext kennt, nicht lesen zu wollen, so glaubt mir, das spielt keine Rolle. Hier ist nicht Anfang und Ende wichtig, sondern das dazwischen ... das ist es, was einen berührt auf ganz leise, sanfte Art und zum lächeln bringt.

Fazit:
Ich kann Euch dieses Buch nur ans Herz legen. Auf leise, sanfte Art zeigt es einem, wie leicht es sein kann, durch einen einzigen Schritt, alles zu verändern. Es zeigt, dass es egal ist, wer man ist und was man hat, solange man nur die Augen aufmacht und sieht ... möglichst mit dem Herzen ... dann kann man nicht anders, als das Buch mit einem Lächeln zu beginnen und es damit auch enden zu lassen.