Rezension

Absolut empfehlenswert !!!

Salz für die See - Ruta Sepetys

Salz für die See
von Ruta Sepetys

Bewertet mit 5 Sternen

Manchmal entpuppen sich Bücher, die man gar nicht so unbedingt lesen will, als wahre Buchschätze. Dies war auch bei Ruta Sepetys "Salz für die See" der Fall.

Obwohl ich die Bücher aus dem Königskinder Verlag wirklich schätze und liebe, stand dieser Titel auf meiner Want-to-Read Liste ziemlich weit unten, ja eigentlich bildete er sogar gemeinsam mit zwei anderen Büchern das Schlusslicht.

Warum? Weil mich das Thema einfach null angesprochen hat. Seit ich als Jugendliche jede Menge Literatur gelesen habe, die sich mit dem 2. Weltkrieg und dem Holocaust beschäftigt, ist mein Verlangen nach Lektüre dieser Art echt absolut gestillt.

Da war es also ehrlich gut, das wir das Buch im Rahmen des #JdKöKi, Das Jahr der Königskinder, zu unserem Januartitel kürten und ich es also quasi mehr oder weniger lesen MUSSTE :) Unser Ziel ist es, den Verlag und seine Bücher so bekannter zu machen. Was Letzteres in meinem Fall angeht, so ist dies bei "Salz für die See" geglückt und ich bin froh das ich das Buch trotz aller Vorbehalte gelesen habe. Hätte ich es nicht getan, mir wäre ein großartiger Buchschatz verborgen geblieben.

Nun aber zum Buch !

Ruta Sepetys erzählt in "Salz für die See" die Geschichten dreier junger Menschen aus Ostpreußen, bzw. Litauen, die 1945 vor der Roten Armee flüchten und sich durchschlagen um mit einem Schiff nach Deutschland zu fliehen.

Ihre Wege kreuzen sich zum ersten Mal als Florian, ein deutscher "Deserteur" im Wald auf die Polin Emilia trifft und sie vor einem Russen rettet. Kurz darauf treffen sie auf die litausche Krankenschwester Joana die mit einem kleinen Trek auf dem Weg gen Westen ist.
Es bildet sich, aus diversen Gründen, die ich hier aufgrund von Spoilervermeidung nicht aufführen möchte, eine Zweckgemeinschaft. Der Trek muss über das eisige und unsichere Haff nach Gotenhafen um dort vielleicht einen Platz auf einem der Schiffe zu ergattern.

Bereits nach den ersten zwanzig Seiten war ich total an die Seiten gefesselt und konnte, trotz der bedrückenden und düsteren Atmosphäre nicht mehr aufhören zu lesen. Der Plot geht einem, natürlich, unglaublich unter die Haut, denn auch wenn "Salz für die See" eine fiktive Geschichte ist, ist sie doch realistisch und hätte sich so zutragen können. Man vergisst bei all den Büchern über den Holocaust allzu oft, das es da auch noch die Schicksale der Geflohenen gibt. Einfach deshalb weil man, in meinem Fall ist das zumindest so, zu wenig darüber weiß. Ich denke, das dies auch einer der Gründe war, warum sich Ruta Sepetys mit dem Thema befasst und es in einer Geschichte verarbeitet hat. Ein weiterer Grund ist, so erklärt sie im Nachwort, das ihr Vater und dessen Bruder ebenfalls aus Ostpreußen fliehen mussten. Und es war ihr ein Anliegen auf den Untergang der Wilhelm Gustloff aufmerksam zu machen, die von drei russischen Torpedos versenkt wurde und bei deren Untergang knapp 9000 Menschen ums Leben kamen. Ein noch größeres Schiffsunglück als die Titanic und doch weiß man so wenig darüber.

Zu den Protagonisten:
Erzählt wird immer abwechselnd aus Sicht der drei Protagonisten Florian, Joana und Emilia, sowie aus der Sicht eines deutschen Matrosen der in Gotenhafen erst auf einem kleineren Schiff, später auf der Wilhelm Gustloff stationiert ist.  
Jede der Figuren hat eine Geschichte, eine Vergangenheit und eine Gegenwart in der sie mit den Allerschlimmsten Dingen konfrontiert werden.
Sie sind vorsichtig, bewegen und äußern sich anderen gegenüber mit Bedacht, denn man weiß nie, wer Freund und wer Feind ist. Jeder Schritt muss gut geplant sein. Je weiter man jedoch in der Geschichte voranschreitet, desto mehr offenbaren sie sich und teilen ihre Geheimnisse, Hoffnungen und Ängste miteinander.
Die Protagonisten sind allesamt, und dies schließt auch die Nebencharaktere mit ein, großartig ausgearbeitet, man kann sich in sie einfühlen und versteht ihr Handeln.

Ich muss irgendwie zum Ende kommen, auch wenn ich noch viel über dieses Buch zu sagen hätte, aber ich kann und will Euch nichts vorweg nehmen, deshalb hab ich wirklich versucht meine Meinung oberflächlich zu halten. Doch ich muss Euch sagen: Lest dieses Buch !!! Auch wenn ihr vielleicht erst einmal so denkt wie ich und Euch die Geschichte nicht wirklich anspricht, sie ist es wert gelesen zu werden. Heute mehr denn je.

Sie ist aufwühlend, stimmt nachdenklich, fesselt trotz ihrer Düsternis und beklemmenden Atmospähre, aber sie bringt auch kleine Momente des Glücks und der Hoffnung mit sich.
Zu sagen, dieses Buch sei wundervoll erscheint mir in Anbetracht seiner Themen mehr als falsch, aber ja doch, es ist ein großartiges Buch und ich möchte es Euch unbedingt ans Herz legen.

Für mich das erste Highlight des Jahres 2017 !!!