Rezension

Absolut glaubhafte Geschichte

Das Ende von Eddy - Édouard Louis

Das Ende von Eddy
von Edouard Louis

Bewertet mit 5 Sternen

Autor: Édouard Louis, Genre: autofiktionale Erzählung, Verlag: S. Fischer, ISBN: 978-3-596-03243-3, 8. Auflage 2022, 206 Seiten, Preis Taschenbuch € 12,00

Ein Befreiungsschlag, ein Aufbruch in ein neues Leben – mit unglaublicher Sprachgewalt erzählt der junge französische Autor Édouard Louis die Geschichte einer geglückten Flucht aus einer unerträglichen Kindheit: inspiriert von seiner eigenen. ›Das Ende von Eddy‹ ist sein Debütroman, der zu einem großen Erfolg und einer der meistdiskutierten Veröffentlichungen des Jahres wurde.

Eddy wächst in der lothringischen Bergbauregion auf. Die Leute sind rau und aggressiv, können sich nicht mehr beherrschen wenn sie gesoffen haben, Eddy ist anders. Wegen seiner Herkunft ist seine Zukunft vorherbestimmt. Nach der Mittelschule wird er in der Fabrik arbeiten, wie sein Vater, sein Bruder, sein Großvater. Es sind die Leute vor der Fabrik “ihre Fressen waren hohl, auch die Fressen derer, die noch nicht angefangen hatten, waren schon vor Erschöpfung hohl … Aber sie lachten, rissen Witze über Frauen und Araber …”

Eddy wird in der Schule von zwei Jungen übelst gemobbt. Ihnen gefällt seine Art nicht. Wenn Eddy sich äußert, gerät seine Stimme spontan in feminine Lagen. Jedes Mal wenn er etwas sagt, flattern seine Hände, sie verdrehen sich und peitschen durch die Luft.

“Meine Eltern nannten das Getue, sie sagten Lass doch das Getue. Sie wunderten sich Warum benimmt Eddy sich wie eine Tussi. Sie dachten, es sei meine Entscheidung, dass ich mich so benahm, als wäre das eine Ästhetik, die ich kultivierte, um sie zu ärgern.”

Èdouard Louis Debütroman ist seine Autobiografie. Er erzählt von seinem Leben als Sonderling. Er erfährt als letzter, dass er homosexuell ist, lange nachdem seine Familie, die Nachbarn und seine Mitschüler es schon geahnt hatten. Eddy hat andere Pläne, als die Männer in seiner Familie. Er hat großes vor und geht seinen Weg. 

Fazit: Absolut überzeugende Geschichte. Wortreich beschreibt er den rauen Ton, der ihn umgab. Spricht über die Rolle des Mannes und der Frau im Norden Frankreichs der Neunziger Jahre.

Aus dem französischen übersetzt von Heinrich Schmidt-Henkel.

Édouard Louis wurde 1992 in Nordfrankreich geboren. 2014 erhielt er den Pierre Guénin Preis, der besonderes Engagement gegen Homophobie auszeichnet.