Rezension

absolut großartig

Plattenbaugefühle - Jannis Plastargias

Plattenbaugefühle
von Jannis Plastargias

"Plattenbaugefühle" von Jannis Plastargias ist eine absolut großartige Geschichte, welche mich gleichermaßen beeindruckt wie auch begeistert hat. Der Autor verwendet kurze, gradlinige Sätze und sagt dabei offen und ohne Zurückhaltung, was er sagen möchte. Gleichzeitig liegen jedoch viele Emotionen in diesen Sätzen. Dadurch wirkt die Geschichte von den beiden Protagonisten Jonas und Afyon unheimlich authentisch und realistisch. Die beiden wirken nicht wie Romanfiguren, die irgendjemand erfunden hat. Vielmehr wirkt die ganze Geschichte auf mich so, als hätte es sie tatsächlich gegeben und als gäbe es reale Vorbilder für Jonas und Afyon.

Dieser Eindruck des realen entsteht sicherlich auch dadurch, dass die Dialoge zwischen den Protagonisten sowie die einzelnen Szenen sehr lebendig sind. Gerade bei den Dialogen wird ein feiner Sinn für Humor deutlich, welchen ich sehr mag, nämlich die Art von Humor welchen das Leben schreibt. Auch wird immer wieder deutlich, dass der Autor ein sehr feines und gutes Gefühl für Menschen, ihre Emotionen und ihre Reaktionen hat. Beide Elemente gemeinsam werden schön in der Szene zwischen Jonas und seinen Eltern am Abendbrottisch mit der grünen Sauce deutlich.

Hervorragend  ist auch die Zeichnung der einzelnen Charaktere. Sie sind alle sehr menschlich und besonders Jonas hat mir gut gefallen. Er ist sympathisch und liebenswert. Im Laufe der Geschichte wird deutlich, dass er hin und her gerissen ist zwischen Kind sein und Erwachsen werden, er zeigt jedoch auch, wie die erste große Liebe einen verändert und erwachsener macht. Während die Geschichte voran schreitet werden die Unterschiede zwischen Jonas und Afyon immer deutlicher und ich habe mir immer wieder die Frage gestellt, was die beiden überhaupt miteinander verbindet. Gerade diese Unterschiede hat der Autor gut und mit Fingerspitzengefühl heraus gearbeitet und man erhält einen guten Einblick in beide Kulturen. Gut verdeutlicht hat Jannis Plastargias auch, wie unterschiedlich die Menschen, egal welcher Kultur sie angehören, allgemein mit dem Thema Homosexualität umgehen.

Während des Lesens war ich sehr gespannt darauf, zu welchem Ende der Autor die Geschichte kommen lässt. Das Ende ist aus meiner Sicht sehr gelungen, es passt absolut zum vorherigen Verlauf der Geschichte und lässt sie noch authentischer erscheinen, als sie ohnehin schon ist.

Fazit:

"Plattenbaugefühle" hat mich wirklich schwer begeistert, da der Schreibstil des Autoren einfach großartig ist. Und obwohl das Buch nur 166 Seiten hat, kommt es mir wesentlich mehr vor, weil die Geschichte so viele Facetten behandelt, ohne jedoch überladen zu sein. Die Geschichte ist unheimlich authentisch, so dass ich im nach hinein nicht wirklich das Gefühl habe "nur" ein Buch gelesen zu haben, sondern direkt dabei gewesen zu sein. Von mir erhält das Buch 5 von 5 Pfötchen sowie eine absolute Leseempfehlung für alle, welche gerne thematisch anspruchsvolle (Jugend-) Bücher lesen.