Rezension

Absolut kein Thriller, aber ein einigermaßen interessanter historischer Roman

Die Magdalena-Verschwörung - Kathleen Mcgowan

Die Magdalena-Verschwörung
von Kathleen McGowan

Bewertet mit 3 Sternen

„Le temps viendra“

 

Als junges Mädchen wird Anne Boleyn zu Margarete von Österreich geschickt, wo sie eine gute Ausbildung erhält, sowie erste Einblicke in die Mysterien der Maria Magdalena. Später wird sie Hofdame Mary Tudors am französischen Hof, wo sie auch nach deren Rückkehr nach England bleibt und dort weiter mit Maria Magdalena vertraut gemacht wird.

In der Gegenwart gibt es mehrere Mordanschläge auf feministische Historikerinnen. Auch Maureen Paschal, die gerade Tagebücher Anne Boleyns entdeckt hat, scheint gefährdet.

Der Roman wird als Thriller beworben, doch das ist er, trotz der Morde, die auch im Klappentext angesprochen werden, nicht. Die Morde und ihre Aufklärung spielen nur eine sehr untergeordnete Rolle, ihre Auflösung kann ich außerdem kaum ernst nehmen. Überhaupt wirkt der Gegenwartspart wie eine eigene Geschichte, die Verbindung mit der Erzählung über Anne Boleyn ist gering. Wie man im Impressum lesen kann, wurde dieser Part der deutschen Ausgabe abweichend zum Original beigefügt. Mir scheint hier unbedingt eine Verbindung zur Magdalena-Trilogie gewollt zu sein, deren Protagonistin Maureen ist. Tatsächlich hätte ich gut auf diesen Part verzichten können, er hat für mich keinen Mehrwert und die Charaktere kommen mir allesamt nicht nahe.

Für mich ist der Roman ganz klar ein historischer, und ich fand die Geschichte um Anne Boleyn und die Magdalena-Mysterien interessant. Gerne hätte ich dazu ein Nachwort der Autorin gelesen, schon allein um etwas über ihre Recherchen zu erfahren, oder auch darüber, was Fiktion, was im Rahmen des Möglichen und was Fakten sind. Anne Boleyn und die anderen hier auftretenden Frauen sind alle interessante Persönlichkeiten, die Geschichte der Katharer, die Geschichte Maria Magdalenas – alles ebenfalls interessant, zum Teil aber auch wohl eher Legende als Historie.

Ein bisschen sollte man sich wohl mit den geschichtlichen Hintergründen auskennen, die Tudors etwas näher kennen, sich auch schon einmal Gedanken zu reformatorischen Strömungen gemacht haben. Was man nicht erwarten sollte, ist, wie bereits gesagt, ein Thriller. Der Roman ist nicht spannend zu nennen, die Autorin doziert des Öfteren, die Frage nach Fakten kam bei mir immer wieder auf, und dennoch, ich habe den historischen Part mit Interesse gelesen, mir gefällt auch der feministische Ansatz gut. Erst gegen Ende wird er mir etwas zu pathetisch und kitschig. Neben einem Nachwort hat mir im Übrigen auch ein Personenregister gefehlt.

Wer einen Thriller erwartet, wird sehr enttäuscht werden, wer sich auf den historischen Part freut, wird den Roman etwas zufriedener beenden. Der Roman ist interessant, aber nicht spannend, man muss sich darauf einlassen oder bringt sowieso ein Interesse für seine Themen mit. Der Gegenwartspart wirkt eher störend als bereichernd, am Ende ist er überflüssig und man könnte ihn auch gut überspringen. Ich vergebe, allein für den historischen Part, 3 Sterne.