Rezension

Absolut lesenswert!

Underground Railroad
von Colson Whitehead

Bewertet mit 5 Sternen

Offiziell ist die Sklaverei in den USA seit 1865 abgeschafft. Dass der Rassismus in den Köpfen vieler Menschen noch immer besteht, ist die Realität unserer Tage. Das menschenverachtende System der Sklaverei hat dem (vermeintlichen) „Land of the Free“ ein Erbe hinterlassen, mit dessen Aufarbeitung sich noch Generationen von Menschen werden beschäftigen müssen. Ein Schlaglicht auf dieses düstere Kapitel der Geschichte seines Landes hat der 1969 in New York geborene Autor Colson Whitehead mit seinem Roman Underground Railroad geworfen.

Die sogenannte Underground Railroad war ein informelles geheimes Netzwerk, das Sklaven zur Flucht in die Staaten verhalf,in denen die Sklaverei verboten war. Viele Menschen waren involviert und haben ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt um Fluchtrouten und Unterschlupfe anzubieten. Die Organisation verständigte sich mit Hilfe einer Geheimsprache, die Begriffe aus dem Eisenbahnwesen wie Station, Schaffner oder  Zugführer verwendete.
In seinem mit dem Pulitzer Preis prämierten Werk lässt Colson Whitehead dieses Helfer-Netzwerk zu einer realen Eisenbahn unter der Erde werden. Die Frage, wie und wer ein solches Bauwerk unbemerkt hätte anfertigen können, hat mich als Leserin nicht  beschäftigt. Schnell wird klar, dass dieser "magische Realismus" (so nennt es Colson Whitehead in einem Interview bei Welt.de) Mittel zum Weck ist und es vielmehr darum geht, die Heldin an die unterschiedlichen Schauplätze ihrer Flucht mit der Eisenbahn zu bringen als um historische Genauigkeit.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Cora, eine junge Sklavin, die dem brutalen Leben und der Unfreiheit auf einer Baumwollplantage entflieht. Ermöglicht wird die Flucht per Eisenbahn im Untergrund durch Menschen, die nicht auf Seiten der Sklavenhalter stehen, sondern an die Freiheit und Gleichheit aller Menschen glauben.
Cora reist während ihrer Flucht durch unterschiedliche Staaten der noch jungen Vereinigten Staaten. Ihr begegnen sowohl emphatische Mitmenschen, als auch ein neue, perfide Art des Rassismus.
In ihrer Klugheit durchschaut Cora viele Situationen. Ihre Reflektionen geben diesem wichtigen Buch Tiefe und, obwohl an vielen Stellen kaum aushaltbar, empfehle ich es allen, die Bücher mit Anspruch lesen möchten.