Rezension

Absolut lesenswert, Lieblingsbuch !

Der Sommer, der uns trennte - Cat Jordan

Der Sommer, der uns trennte
von Cat Jordan

Nate und Middie sind das Traumpaar schlechthin. Sie sind seit Jahren zusammen und verstehen sich blind. Allerdings entscheidet sich Nate nach seinem Abschlussjahr nach Honduras zu gehen und den Leuten vor Ort zu helfen. Als die Nachricht kommt, dass Nate als verschollen/vermutlich tot gilt, ist Middie am Boden zerstört. Hilfe und Zuflucht bietet ihr Nates bester Freund Lee, den sie eigentlich noch nie leiden konnte.

Da ich selbst schon länger in einer Beziehung bin, merke ich sofort, ob eine Autorin ein junges, langjähriges Paar, authentisch rüberbringen kann. Das ist hier der Fall. Nate und Middie wirken so vertraut und so verbunden miteinander. Das fehlt mir oft in anderen Büchern. Es wird bewusst auf Kleinigkeiten geachtet, die Paare, die sich in- und auswendig kennen, nun mal so ausmachen. Die Idee mit der Schattenbox zum Beispiel fand ich absolut toll!

Die Geschichte entwickelt sich vom Schönen und Romantischen zum Traurigen und wieder zurück. Lee gibt Middie den Halt, den sie braucht (auch wenn sie vorher nicht wusste, das gerade das grobe Verhalten von Lee ihr helfen würde mit Nates Verlust klarzukommen.)

Lee ist ein wahnsinnig interessanter und vielseitiger Charakter. Er kommuniziert anders als normale Leute. Seine Antworten sind kurz und knapp oder sind gar keine Antworten auf die ihm gestellten Fragen. Natürlich ignoriert er einen auch, wenn ihm gerade nicht nach Mund- aufmachen ist ^^

Lee und Middie erleben tolle Sachen zusammen, die nicht überzogen kitschig sind. Eine Szene spielt im Baumhaus, absolute Lieblingsszene. Die Autorin schafft es einfach, beschriebene Situationen lebendig werden zu lassen, Geschehnisse zu erschaffen, die auch in der wirklichen Welt einfach so vorkommen könnten, ganz ohne Schmalz. Außerdem streut Cat Jordan immer mal wieder Details ein, die Lee wenig perfekt oder anbetungswürdig erscheinen lassen (sabbert im Schlaf, rülpst einfach obwohl Middie dabei ist,…). Er ist einfach ein stinknormaler Typ, der ganz gut aussieht, aber halt kein bombastischer, männlicher Gott ist, um den sich alle Mädels reißen. Das finde ich toll. Es gibt so viele Bücher, in denen der männliche Part auf ein Podium gesetzt wird. Das macht irgendwie die ganze Leselust zunichte.

Mir gefallen die Gegensätze zwischen Middie und Lee. Sie ist das guterzogene, brave Mädchen, er gilt als Kiffer und Faullenzer. Sie ist beliebt, er gilt als Außenseiter. Sie hat immer alles geplant und die Zukunft vor Augen, er ist spontan und lebt in den Tag hinein.

Kritikpunkte gibt es leider auch: Middie scheint schon nach wenigen Wochen kaum noch traurig über Nates Verlust zu sein. Das kam mir seltsam vor, waren sie doch schon seit mehreren Jahren zusammen und die große Liebe des jeweils anderen gewesen. Zudem macht sie sich vor allem Gedanken um Lee, was er gerade macht, was er von ihr hält, ob er auch so fühlt etc. Das kam für mich insgesamt etwas zu früh. Vielleicht hätte man ein paar Kapitel mehr schreiben können. Ich kann mir einfach nicht recht vorstellen, dass man nach wenigen Wochen schon Gefühle für jemand anderen entwickeln kann, wenn man grade erst die Liebe seines Lebens verloren hat.

Das Ende war auch nicht ganz optimal. Ich finde, die Autorin hat es sich da etwas zu leicht gemacht, und viele unbequeme Fragen bleiben offen. Außerdem fand ich es schade, wie sie manche Charaktere verändern hat, mehr verrate ich an dieser Stelle aber nicht.

Trotz ein paar Kritikpunkte hat mich das Buch echt fertig gemacht, im positiven Sinne. Die Geschichte hing noch lange nach und ich kann sie jedem empfehlen, der so etwas sucht. Für mich sind solche Bücher die besten!