Rezension

absolut realistische und spannende Unterhaltung

Stimmen
von Ursula Poznanski

Zitat:
„Wie furchtbar musste es sein, zu so etwas gezwungen zu werden. Von Stimmen, die der eigene Kopf einem vorgaukelte.“
(S.20)

Inhalt:
Beatrice und Florin werden zu einem neuen Mordfall gerufen. Das Ungewöhnliche: Der Mord ereignete sich auf einer Psychiatriestation für schwer traumatisierte Menschen. Das Ermittlerduo trifft auf schier unüberwindbare Umstände: Patienten, die nicht reden, Patienten, die Stimmen hören und deren Befehle befolgen müssen, erfolgsgierige Ärzte. Sie scheinen kein Stück in diesem Fall voranzukommen. Doch Beatrice gibt nicht auf und lässt sich auf die Spielregeln in dieser so anderen Welt ein.

Meinung:
Wenn neue Bücher von Ursula Poznanski erscheinen, gehören sie für mich beinahe schon zur Pflichtlektüre. Nachdem ich von den Vorgängerbänden „Fünf“ und „Blinde Vögel“ sehr begeistert war, gab es also für mich gar keine Frage, ob „Stimmen“ recht bald bei mir im Regal stehen würde. Nun war auch endlich der Zeitpunkt gekommen, dass ich das Buch zur Hand nehmen konnte. Denn jetzt war meine Neugier auf den neuen Fall des Ermittlerduos Beatrice und Florin dann doch zu groß geworden. 

Und ich habe mich nicht getäuscht. Bereits mit dem Prolog vermittelt Ursula Poznanski eine unheimliche Atmosphäre, die eindeutig Lust auf das weitere Geschehen machte. Irgendwie schafft es die Autorin immer, mich in ihre Geschichten hineinzuziehen, förmlich teilhaben zu lassen.

Gespannt folgte ich dem Handlungsfaden, ging geschickt gelegten falschen Spuren nach und verstrickte mich immer mehr in die unterschiedlichsten Spuren. Ja, es gibt sie auch hier, diese ruhigeren Passagen. Diese hatte ich aber auch immer wieder zum Durchatmen nötig, damit ich Informationen zusammenführen und die Puzzleteile miteinander verbinden konnte. Die Spannungsbögen waren gut gesetzt und hielten mich an der Geschichte.

Bea und Florin haben mit diesem Mordfall eine Aufgabe erhalten, die unlösbar erscheint. Wie soll man psychisch schwerst erkrankte Menschen befragen? Kann man den Aussagen, wenn man denn welche erhält, Glauben schenken? Immer wieder folgen die beiden falschen Fährten. Fortschritte bei den Ermittlungen sind kaum erkennbar. Und auch geäußerten Missbrauchsvorwürfen ist nicht unbedingt zu trauen. Zumindest im Augenblick geraten Bea und Florin in eine Sackgasse. Doch im Bestreben, einen Ausweg aus diesem Labyrinth zu finden, geben sie nicht auf.

Wie ich es von der Autorin nicht anders gewohnt bin, konnte ich mich in „Stimmen“ aufgrund des flüssigen und mitreißenden Schreibstils voll auf die Geschichte konzentrieren. Diese wird in Vergangenheitsform in dritter Person aus Sicht von Beatrice erzählt. Ursula Poznanski ist es wiederum gelungen, mich mit angedeuteten Informationen, falschen Spuren und gut platzierten Hinweisen an ihre Geschichte zu fesseln. Das Buch längere Zeit aus der Hand zu legen, kam für mich überhaupt nicht in Frage.

Auch in „Stimmen“ fand ich mich vorrangig an der Seite von Bea wieder. Bea, die neben all dem beruflichen Stress auch noch Probleme mit ihrem Ex-Mann hat und die Betreuung und Versorgung ihrer zwei Kinder hinbekommen muss. Gerade mit dieser „anderen“ Seite der Protagonistin schafft es Frau Poznanski zu zeigen, dass ihre Charaktere eben nicht unüberwindbar stark, erfolgreich und unfehlbar sind, sondern auch ihre eigenen Probleme haben. Die Autorin gibt ihnen damit etwas Menschliches, macht sie zu jemandem aus unserer Mitte, zu Bekannten, Freunden oder Nachbarn. Allein dies hat u. a. Bea einen hohen Sympathielevel bei mir verschafft.
Die Charaktere sind aus meiner Sicht ausreichend und vorstellbar beschrieben. Zwischenmenschliche Problemstellungen wurden gut und realistisch dargestellt, basieren definitiv auf Handlungen im täglichen Miteinander.

In den Vorbänden hat sich immer schon wieder angedeutet, dass zwischen Bea und Florin mehr sein kann als nur die berufliche Zusammenarbeit. Auch hier war ich sehr neugierig, ob sich nun tatsächlich etwas zwischen den beiden entwickelt, ob sie dieses Risiko eingehen werden. Ob hier ein Happy End dieser Art zustande kommt, kann ich natürlich nicht verraten. Ich kann allerdings so viel sagen, dass immer wieder Momente und Situationen zwischen Bea und Florin entstehen, in denen ein Kribbeln eindeutig bemerkbar war.

Nachdem Ursula Poznanski Bea und mich wirklich lange an der Nase herumgeführt hat, schaffte sie es, mich am Ende ihrer Geschichte einmal mehr zu überraschen. Die Autorin lässt mich mit diesem Ende absolut zufrieden zurück. Ich freue mich schon auf weitere Werke von Ursula Poznanski.

Urteil:
Realistische und spannende Handlungen, irreführende Fährten und ein herausragender Schreibstil ließen mich „Stimmen“ einfach nur genießen. Meine Lesestunden mit dem Salzburger Ermittlerduo belohne ich deshalb mit 5 Büchern.

Wer gut recherchierte und realistisch dargestellte Szenarien liebt, dabei auf spannende Unterhaltung bis zur letzten Seite nicht verzichten möchte und sich von Rückschlägen keine Grenzen setzen lässt, ist bei „Stimmen“ genau richtig. Für alle Fans von „Fünf“ und „Blinde Vögel“ sowieso ein Must-Read!

Die Reihe:
1. Fünf
2. Blinde Vögel
3. Stimmen

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