Rezension

Absolut überzeugende Sprache, die spannenden Inhalt vermittelt

Ich fürchte mich nicht
von Tahereh Mafi

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das erste, was mir zu diesem Buch einfällt, ist eindeutig: Was für ein Schreibstil!
Denn dieser ist etwas ganz besonderes, was ich so noch nirgends anders gelesen habe.
Die meiste Zeit schreibt Tahereh Mafi in kurzen Sätzen, die unheimlich passend sind, weil sie gerade zu Beginn des Buches z.B. die Eintönigkeit von Juliettes Arrest unterstreichen.
Besonders in der ersten Hälfte des Buches gibt es sehr viele durchgestrichene Sätze, die zeigen, wie Juliette wirklich ist/denkt und wie sie sich der Öffentlichkeit präsentiert bzw. wie sie sich selbst gerne sehen würde.
Juliette wäre gerne stärker als sie es ist, würde mit ihrer Situation gerne besser umgehen können, wäre gerne immun gegen die Grundbedürfnisse eines jeden Menschen ...
Besonders gut hat mir auch das Denken in Zahlen, das Juliette zu Beginn des Buches auszeichnet, gefallen. Es betont vollkommen überzeugend, wie wenig Abwechslung es in Juliettes Leben gibt und wie einsam sie ist.
Bevor ich hier jetzt noch weiter ins Detail gehe und letztendlich noch versehentlich Spoiler einbaue, versuche ich es lieber in einem kurzen Satz zusammen zufassen.
Tahereh Mafi transportiert Situationen, Gedanken und Gefühle allein schon durch die Form, in der sie Worte einbringt und lässt deren Inhalt dabei stellenweise schon fast unwichtig erscheinen.
Sie lässt den Leser durch die Art, WIE sie Worte benutzt mit ihren Charakteren mitfühlen und projiziert Bilder vor das innere Auge, malt mit ihren Worten und den Metaphern die sie verwendet Bilder.
Besonders in ihrer Unsicherheit habe ich Juliette wie einen flackernden Film vor meinen Augen gesehen.
Okay, das war nun doch wieder mehr als ein Satz, aber das soll es jetzt auch zum Schreibstil wirklich gewesen sein.
Auch wenn der Inhalt aufgrund der oben beschriebenen Begeisterung nun etwas zu kurz kommt soll gesagt sein, dass ich sowohl die Idee, als auch die Umsetzung wirklich gelungen fand. 
Mit Juliette hat die Autorin eine sehr sympathische Heldin erschaffen, mit der ich gerne mitgefühlt habe. 
Juliette ist auf ihre Art zwar stark, wirkt aber trotzdem sehr menschlich und verletzlich. Ihre Entwicklung ist klar zu erkennen und glaubwürdig.
Der einzige wirklich Makel, den ich an dem Buch gesehen habe, war die Beziehung, die Juliette eingeht. Diese konnte mich nämlich zu keinem Zeitpunkt wirklich überzeugen. Die Liebe wirkte auf mich sehr einseitig, während es auf der anderen Seite keine Alternative gab. Ich hoffe, hier wird deutlich, was ich meine, da ich nicht mehr ins Detail gehen möchte, um keinen Spoiler zu hinterlassen.