Rezension

Absolute Gänsehautatmosphäre

Ins Dunkel - Jane Harper

Ins Dunkel
von Jane Harper

Bewertet mit 4 Sternen

Teambuilding im australischen Busch, fünf Frauen und nur vier kommen zurück - blutend und verletzt. Ist Mutter Natur oder doch ein Verbrechen für Alices Verschwinden verantwortlich, schließlich ist Alice die Informantin in dem jüngsten Fall eines Geldwäschebetrugs von Aaron Falk und Carmen Cooper und somit von besonderem Interesse. Dass die Frauen unterschiedliche Versionen zu den Vorfällen haben, macht es nicht leichter. Als Aaron Falk einen mysteriösen Anruf der vermissten Frau erhält, indem "ihr weh tun" zu vernehmen ist, ist er nur noch mehr entschlossen, herauszufinden, was passiert ist und sie zu finden.

Die Handlung springt zwischen den Erlebnissen der Frauen und der Gegenwart mit Aaron und dem Fall, wobei man auch Teile über sein persönliches Leben erfährt, insbesondere seine Beziehung zu seinem verstorbenen Vater. Jedes Kapitel aus der Vergangenheit ist einer Frau gewidmet, sodass sich auch die herrschenden Spannungen zwischen ihnen nach und nach offenbaren. Auf diese Weise ergibt sich eine Mischung aus Überleben in der Wildnis und einer polizeilichen Untersuchung, wobei sich beide Handlungsstränge im Laufe der Geschichte sehr gut miteinander verzahnen. Insgesamt war die Zeit bei den Frauen im Wald jedoch spannender, welche oftmals durch den Sprung in die Gegenwart und den dort ablaufenden Handlungen gedrosselt wurde.

 

Die Charaktere, sowohl Falk als auch die fünf Frauen, sind gut konstruiert, jede für sich, mit klaren Merkmalen und Motivationen und auch beide Detektive waren gut ausbalanciert. Es entwickelten sich allmählich die Anfänge einer soliden Freundschaft...und dann auch einer Romanze, was ich nicht gut und auch unnötig fand.

Das Buch bietet weder große Wendungen noch einen Überraschungsmoment, doch der Schreibstil Harpers ist unglaublich packend und lässt nicht mehr los. Daher ist mein absoluter Lieblingsteil des Buchs auch nicht unbedingt der Inhalt, sondern die geschaffene Atmosphäre. Jane Harper schafft gekonnt eine düstere Stimmung der Bedrohung und der wild gewordenen Natur, die sich durch den ganzen Roman zieht. Man spürt die durchdringende Kälte, die klaustrophobische Wirkung des dichten Buschwerkes und später die unheimliche Aura der verlassenen Hütte, in der sich die Frauen aufhielten. Als ihre Panik einsetzte, setzte auch meine ein und ich war ebenso erleichtert, wie die Charaktere, als sie in ihren Autos aus der Wildnis heraus auf dem Weg nach Melbourne waren.

Ins Dunkel nimmt mit auf eine kraftvolle und stimmungsvolle Reise in jene Seite der menschlichen Natur, die so gefährlich und ungezähmt ist, wie die Giralang Ranges.