Rezension

Absolute Leseempfehlung!

So weit die Störche ziehen - Theresia Graw

So weit die Störche ziehen
von Theresia Graw

Theresia Graws Buch "So weit die Störche ziehen" hat mich total gefesselt und nicht mehr losgelassen. Die Autorin beschreibt eindrucksvoll das Leben einer jungen Frau, das durch den Krieg komplett aus den Fugen geriet und sie nachhaltig verändert hat.
Cover und Titel gefallen mir sehr gut, wobei beides ein etwas fröhlicheres Buch erwarten lässt. Auch der Klappentext verrät nicht viel über das, was in dem Buch noch steckt außer einer Liebesgeschichte, bei der sich eine Frau nicht zwischen zwei Männern entscheiden kann. Dennoch war mein erster Eindruck vom Buch schon sehr positiv und ich wollte es gerne lesen. Aber das, was in dieser Geschichte steck, hat alle meine Erwartungen übertroffen und definitiv meinen Horizont erweitert.
Der Schreibstil der Autorin gefiel mir total gut, das Buch ließ sich leicht lesen und beschrieb sowohl die Charaktere als auch die Hintergründe sehr anschaulich und treffend. Ich konnte mich gut in die Figuren hineinversetzen, sie waren mir sympathisch und ich habe mit ihnen mitgefiebert. Vor allem Dora, eine junge Frau, die viel vom Leben erwartet hat und behütet und unbesorgt aufgewachsen ist, hat es mir angetan. Lange dachte ich, dass sie so unreife und egoistische Gedanken hat, den Krieg um sich herum gar nicht wahrnimmt, doch nach dem Ende des Buches und einer plötzlichen und sehr starken Charakterentwicklung ihrerseits gefällt mir das umso besser. Ich kann mich gut in sie hineinversetzen und verstehe, dass jemand, der vom Krieg noch nichts mitbekommen hat, diesen erst selbst in aller Härte erleben muss, um zu begreifen, was dieser eigentlich bedeutet. Ich erkenne auch mich selbst in ihr wieder, denn mit 21 habe auch ich keine Ahnung, was Krieg bedeutet und konnte selbst manchmal kaum glauben, was ich gelesen habe. Das Buch hat mir den zweiten Weltkrieg aus einer ganz anderen Perspektive gezeigt, wie ich sie in der Schule gelernt habe, und hat mir wirklich wertvolles Wissen und Verständnis vermittelt. So naiv und kindisch Dora sich zu Beginn des Buches noch begeben hat, so stark und unverwüstlich war sie am Ende, das hat mir sehr imponiert und sie ist für mich eine spannende und sehr sympathische Protagonistin geworden.
Auch die verstrickte Liebesgeschichte, die sie in den Wirren des Krieges durchlebt hat, fand ich sehr authentisch und auch traurig mitzuverfolgen. Am Ende blieb zwar einiges offen, aber das hat das Buch für mich trotzdem gut abgerundet. Doch nicht nur Dora war eine spannende Figur, sondern auch ihre Familie und ihre Freunde und auch die Arbeiter auf dem Gutshof machten das Buch besonders und zeigten so viele Eindrücke und Schicksale.
Abschließend war das Buch für mich ein seltenes Fundstück, das mich sehr ergriffen und mitgenommen hat und mich sicher noch ein bisschen beschäftigen wird. Eine absolute Leseempfehlung!