Rezension

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Absolute Leseempfehlung!

MTTR -

MTTR
von Julia Friese

Der Debütroman von Julia Friese beschäftigt sich mit der Thematik des Mutterwerdens im Hinblick auf die eigene Erziehung und das Aufwachsen mit Eltern aus der Nachkriegsgeneration. Das Buch ist mir aufgrund seines ungewöhnlichen Titels aufgefallen. Da ich vor kurzem ein Buch über das Kinder bekommen bzw. das Nichtkinderkriegen gelesen habe, bin ich beim Titel hängen geblieben und wollte wissen, um was es in diesem Buch geht. In meinem Kopf war der Titel eine Abänderung des Wortes „Mutter“ auch wenn er eigentlich etwas anderes bedeutet.

Um was geht es? Teresa erfährt auf der Toilette in ihrem Büro, dass sie von ihrem neuen Freund Erk schwanger ist und nimmt diese Nachricht mit gemischten Gefühlen auf. Sie entscheidet sich nach einigen Überlegungen, dass Kind abzutreiben. Vor Ort in der Klinik beschließt sie kurzerhand doch das Kind zu behalten, nachdem sie den Ultraschall und somit ihr zukünftiges Kind in ihrem Bauch gesehen hat. Die Leserschaft begleitet ab da an Teresa (und Erk) auf ihren Weg der Schwangerschaft bis hin zur Geburt.

Das Buch beschreibt das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Generationen und wie diese das Kinder kriegen beurteilen. Es werden Situationen mit den Eltern, den Schwiegereltern, mit den Freunden und Kollegen beschrieben, aber auch mit Fremden. Und bei allen Situationen ist die Leserschaft in Teresas Kopf dabei und liest ihre Gedanken. Dadurch entsteht eine ganz besondere Nähe zu Teresa als Protagonistin.

Teresa ist eine Protagonistin, die mir zwar nicht sympathisch ist, aber deren Gedanken und Gefühle ich weitestgehend nachvollziehen kann. Das Buch ist ein einziger großer Gedankenstrom, der mit vielen kurzen Sätzen stilistisch untermauert wird. Es ist unbequem zu lesen, denn ein flüssiger Schreibstil ist hier nicht zu finden. Aber genau das ist auch die Absicht der Autorin Julia Friese.

Ich gehe davon aus, dass sie mit diesem Buch ihren Beitrag zu der Enttabuisierung von Trauma behafteten Schwangerschaften und Geburten beitragen sowie die Erziehung der Nachkriegsgeneration kritisch beleuchten will. Das Buch ist unbequem. Unbequem, weil das Thema abseits der romantischen Vorstellungen einer Schwanger- und Mutterschaft beleuchtet und seziert wird, aber auch unbequem, weil Teresas Weg übersäht ist mit Vorurteilen und negativen Ereignissen sowie Gefühlen.

Fazit: Ich empfehle dieses Buch bedingungslos weiter. Es spricht so viele wichtige Themen der derzeitigen Zeit an und ist damit am Puls der Zeit. Eine absolute Leseempfehlung von mir!