Rezension

abwechslungsreiche und lesenswerte Unterhaltung mit kleinen Schwächen

Schwestern im Tod
von Bernard Minier

Bewertet mit 3.5 Sternen

Zwei ermordete Schwestern im Kommunionkleid, ein geständiger Täter und ein Schriftsteller, der irgendwie in das Ganze verstrickt zu sein scheint…
Doch der Fall scheint geklärt, auch, wenn nicht alle wirklich so zufrieden mit der Auflösung sind. Bis 25 Jahre später ein grausiger Tod alles wieder ans Licht holt.

Von der ersten Seite an, konstruiert der Autor in seinem 5. Band der Reihe um Martin Servaz ein spannendes Szenario. Immer wieder stoßen wir auf Neuerungen und Entwicklungen, die wir so nicht erwartet hätten und parallel dazu kommen wir auch unserem Protagonisten etwas näher. Wir erleben 1993 seinen ersten Mordfall, der ihn -wie zu erwarten- eigentlich nie wieder loslässt. Springen dann in eher private Details, bis wir uns dann im Jahr 2018, im aktuellen Fall, wiederfinden. Ein bisschen schade fand ich hierbei, dass wir zwar emotionale Stationen in Martins Leben passieren, er aber dennoch recht blass bleibt. Es wurden viele Themen angeschnitten, die dann jedoch in Halbsätzen stehen blieben. So empfand ich ihn persönlich zwar als sympathisch, aber einfach nicht nah genug. Man sollte Mitleid mit ihm haben, denn er hat einiges durchgemacht, aber so richtig ging er nicht an mich ran. Das hätte ich mir anders gewünscht.

Wie es sich für einen Thriller gehört, begegnen wir vielen Wendungen und AHA-Momenten, die mir wirklich gut gefallen haben. Auch die Fälle an sich fand ich kreativ und fesselnd. Jedoch habe ich leider auch hier ein kleines „Aber“. Während Martin die Bücher des verdächtigen Autors Erik Lang liest, bemerkt er irgendwann, dass seine knappe, sachliche Schreibweise zwar gewöhnungsbedürftig, aber definitiv angenehm sei – und ja, genau davon hätte ich mir ein bisschen mehr gewünscht. Im Buch wimmelt es von guten Ideen, Spannung und Thrill, die durch zum Teil etwas langwierigen Zwischensequenzen, in denen der Autor sich über Details, wie den Bestandteilen einer Stereoanlage, für mein Empfinden leider etwas untergehen. Er hat zwar einen wirklich angenehmen, gut lesbaren Stil, aber ein paar Umgebungsbeschreibungen weniger, hätte ich besser gefunden. Zumal der richtig spannende Teil, wenn wir auf das Ende zusteuern, mir dadurch in der Relation einfach zu kurz erschien.

Für mich war „Schwestern im Tod“ eine abwechslungsreiche und lesenswerte Unterhaltung mit kleinen Schwächen.