Rezension

Acht Mal Mattias

Nach Mattias
von Peter Zantingh

Bewertet mit 4 Sternen

Mit die Augen der Trauernden setzt Peter Zantingh so sachlich wie poetisch das Bild des verstorbenen Mattias zusammen.

Acht Personen kommen zu Wort. Sie sprechen über sich, ihre Lebenssituationen, über Mattias, die Lücke, die er hinterlässt, nun, da er nicht mehr bei ihnen ist.

 

Wer war Mattias? Wie war er? Was geschah? Den Antworten auf diese und andere Fragen nähert man sich stückchenweise an. Noch ist er sehr präsent, genau seine Abwesenheit rückt ihn in den Fokus. 

Jeder der acht, Partnerin, Mutter, Freund und andere, stand in einem anderen Verhältnis zu ihm, jeder erzählt auf seine Weise, meistens, nicht immer, in Ichform. Von früher, von jetzt, zwischen Alltägliches mischen sich auf eigenartig verhaltene Weise Trauer, Wut, Trotz, manchmal Dankbarkeit. Und immer wieder das Gefühl von Verlust.

Doch Peter Zantingh geht es in erster Linie nicht um Darstellung von Verlustschmerz oder gar um Hilfe zur Bewältigung. Vielmehr will er aufzeigen, wo der Mangel hinführen, welche Veränderung er in Gang setzen kann. Und vor allem will er all die Puzzleteile, die manchmal wie beiläufig abgelegt werden, zusammenführen zu einem Bild, einem sehr unvollständigen Bild, das dennoch einen Eindruck zu vermitteln vermag von dem Menschen, der nun fehlt.

Dabei benutzt er eine Sprache, die gleichermaßen sachlich wie poetisch ist, durch diese Sachlichkeit beinahe unterkühlt wirkt und starke Emotionen gut zwischen den Zeilen verbirgt. Das erfordert aufmerksames Lesen, die Worte wollen bewusst wahrgenommen, die Essenz sorgsam ausgesiebt werden. Über einzelne Sätze kann sinniert werden, wenn sie so viel mehr ausdrücken, als eigentlich in einen einzelnen Satz passt.

 

Trotz dieser Genialität - oder gerade wegen? - bleibt der Roman seltsam fern. Die Gefühle erscheinen selten direkt, sondern gefiltert durch einen hohen Anspruch: über die deskriptive Wahrnehmung seiner Personen eine innere Welt zu bauen, zu der Mattias nun geworden ist.