Rezension

Achtung! Cliffhanger!

Die Feenjägerin - Elizabeth May

Die Feenjägerin
von Elizabeth May

Das Buch hat es mir wirklich nicht so leicht gemacht. Deswegen habe ich es erstmal für knapp 2 Wochen zur Seite gelegt, ehe ich weiter gelesen habe. Aber fangen wir erstmal vorne an.
Aileana muss mit ansehen, wie eine mächtige Fee auf einem Ball ihre Mutter tötet. Seit diesem Tag ist sie nicht mehr die selbe. Sie schwört Rache und geht Nacht für Nacht auf die Jagd. Begleitet wird sie dabei von der kleinen Fee Derrick und dem geheimnisvollen Kiaran, der sie ausbildet. Die stärksten Feenwesen sind mit einem magischen Siegel unter der Stadt eingeschlossen, doch als nach und nach einige von ihnen in Edinburgh auftauchen, wird klar, dass das Siegel bald brechen wird.
Zuerst sollte man erwähnen, dass der Klappentext etwas fehlleitend ist. Aileana schafft es nämlich überhaupt nicht – wie Batman – ihr öffentliches Leben und ihre nächtlichen Aktivitäten zusammen zu bringen. Das Leben und vor allem ihr Stand in der Gesellschaft leidet ganz schön und dadurch macht sie sich mehr Probleme als nötig.
Alles in allem ist die Story charmant und was anderes. Die Steampunkelemente passen sich wundervoll in das viktorianische Schottland ein und zaubern eine einzigartige Atmosphäre. Wer sich für Legenden und Mythologie interessiert, wird auch hier seinen Spaß haben, denn man taucht tief in die Geschichte der Anderswelt ein und lernt viele der Bewohner kennen. Im schottischen Glauben sind Feen nämlich nicht klein und süß, sondern brutal und gefährlich. Diese Seite lernt man nicht so oft kennen.
Aileana ist eine ganz coole Protagonistin. Nachts ist sie taff, stark und skrupellos. Sie weiß sich zu wehren und kann ordentlich einstecken. Tagsüber wenn sie versucht ein Mitglied der guten Gesellschaft zu sein, möchte man sie doch manchmal echt schütteln. Sie hat die Erziehung jahrelang eingetrichtert bekommen und kann deswegen in vielen Dingen einfach nicht über ihren Schatten springen. Das lässt einen manchmal schon etwas aufstöhnen, ist aber realistisch, denn so war es nun mal. Damals hatte man gewisse Erwartungen an junge Damen.
Der Held ist für mich ganz klar Kiaran mit seiner dunklen, geheimnisvollen Art. Ganz ehrlich, da werde ich direkt wieder zum Fangirl. Als Bad Boy, der doch eigentlich ganz weich ist, hat er mich sofort überzeugt. Er verkörpert wunderbar die Feenwesen.
Derrick finde ich ganz niedlich, aber mehr auch nicht. An sich taugt er nichts, noch nicht mal als witzige Sidekick. Ich hätte ihn auch nicht vermisst, wenn er nicht da gewesen werden.
Bei wem ich mich schwer getan habe, war Gavin. Der Kindheitsfreund taucht ungefähr in der Hälfte des Buches auf und man fragt sich ernsthaft, was das jetzt soll. Direkt hatte ich im Kopf, dass sich nun wieder so ne nervige Dreieckskiste aufbaut. Und klar… Das darf ja wirklich nicht mehr in einem Buch fehlen. Zum Glück drängt sich das Thema nicht so dramatisch in den Vordergrund, aber unnötig war es definitiv. Wenn Gavin nicht in den nächsten Bänden wichtig wird, ist er beliebig austauschbar.
Das Ende ist … mäh! Also, wer Cliffhanger hasst, sollte die Finger von dem Buch lassen, denn hier gibt es die Mutter aller Cliffhanger. Mitten im Plot an der spannendsten Stelle ist es plötzlich zu ende. Ich habe verwirrt noch durchgeblättert und nach fehlenden Seiten gesucht, aber da war nichts. Und bis zum zweiten Teil muss man noch eine ganze Weile warten. Im englischen erscheint der zweite Band erst im November! Und dann bleibt ja immer noch die Frage, ob der Verlag weiter übersetzt.
Ich finde es übrigens auch sehr schade, dass der Verlag sich nicht am englischen Originaltitel orientiert hat. Dort heißt das Buch "The Falconer" und auch in der Story hat der Begriff "Falknerin" eine wichtige Bedeutung. Da hätte man ruhig bei bleiben können, hat sie aber wahrscheinlich dagegen entschieden, weil es falsche Intentionen weckt.

Fazit
„Die Feenjägerin“ ist der passende Roman für Leser, die Spaß an Mythologie, Schottland und Steampunk haben. Sie kommen voll auf ihre Kosten. Aileana und Kiaran sind klasse Charaktere, denen man gerne durch das spannende Abenteuer oder die Tücken der viktorianischen Zeit folgt. Andere Charaktere sind unwichtiges – wenn auch schmückendes – Beiwerk. Gerade wegen dem plötzlichen Ende will ich unbedingt wissen, wie es weiter geht.