Rezension

Achtung: Kein Liebesroman!

Vielleicht morgen - Guillaume Musso

Vielleicht morgen
von Guillaume Musso

Bewertet mit 4 Sternen

Der smarte, verwitwete Philosophieprofessor Matthew kauft bei einer Haushaltsauflösung einen gebrauchten Laptop. Auf ihm befinden sich noch private Fotos der Vorbesitzerin, der an massiven psychischen Problemen leidenden Emma. Matthew nimmt per Email Kontakt zu ihr auf. Im Zuge des zwischen ihnen entstehenden regen Emailverkehrs verlieben sich beide ineinander. Bei einem Date verfehlen sie sich, obwohl beide erschienen sind, allerdings Matthew im Jahr 2011 und Emma im Jahr 2010. Unabhängig voneinander gehen sie dieser Merkwürdigkeit auf den Grund und decken Ungeheures auf …

 

Bislang war mir noch kein Roman des als Zauberer der Spannung und Akrobat zwischen den Zeitebenen gepriesenen Guillaume Musso bekannt. Nach Cover und Klappentext habe ich einen reinen Liebesroman erwartet, wurde aber recht schnell eines Besseren belehrt. Elemente eines Liebesromans finden sich letztlich nur in der Rahmenhandlung am Anfang und am Ende, während der weitaus größere Teil eine Mischung aus Thriller und Fantasyroman ist. Diese Genres sollte also mögen, wer zu dem Buch greift und sich eigentlich eher wie ich auf eine Geschichte à la Ahern oder Sparks gefreut hat. Nur schlagwortartig möchte ich einige Themen benennen, die abgearbeitet werden: Hacken, Industriespionage, Auftragsmord, Organentnahme, Blutgruppenlehre. Heraus kommt eine haarsträubende, aber fesselnde Geschichte mit vielen überraschenden, rasanten Wendungen, wobei der Autor m.E. etwas über die Stränge schlägt. Das Zeitreise-Problem hat er hingegen gut gelöst und der Leser verliert nie die Orientierung. Dazu trägt sicherlich auch die straffe Gliederung des Buches in sechs Teile mit jeweiligen weiteren Untergliederungen in Kapitel bei, an deren Beginn ein Zitat berühmter Personen gestellt ist. Örtlich ist die Geschichte in Boston und New York angesiedelt und durch detailreiche Beschreibungen fühlt sich der Leser gleichsam dorthin versetzt. Der Schreibstil wirkt manchmal etwas flapsig, etwa wenn immer wieder von Matthews Mitbewohnerin als „die Galeristin“ und von seiner Frau als „die Chirurgin“ die Rede ist. Auch die Romanfiguren hätten sorgfältiger herausgearbeitet werden können. Viele von ihnen wirken klischeehaft, z.B. der jugendliche Hacker, die lesbische Galeristin.

 

Meinem persönlichen Lesegeschmack entspricht das Buch nicht, objektiv betrachtet ist es jedoch gelungen und wird deshalb von mir mit vier von fünf Sternen bewertet.