Rezension

Achtung vor dem weißen Kaninchen!

Alice im Zombieland - Gena Showalter

Alice im Zombieland
von Gena Showalter

„Alice im Zombieland“ löste eine Flut von guten Rezensionen und plötzlichen Liebesbekundungen an einen gewissen Cole aus. Ganz Facebook war voll davon! Das machte mich neugierig. Zum einen steh ich eh auf taffe Zombiejäger und zum anderen, wer ist eigentlich dieser Cole?
Tja, was soll ich sagen? Mich hat es auch erwischt!

Von vorn!
Alis Vater ist verrückt, der er behauptet, er könne Monster sehen. Aus diesem Grund darf die Familie nie nach Sonnenuntergang das Haus verlassen. Trotz dieser eisernen Regel fleht Ali ihre Eltern an, zu der Tanzaufführung ihrer kleinen Schwester zu fahren. Als sie später am Abend nach Hause fahren wollen, passiert das Unglaubliche – sie werden von Zombies angefallen!
Ali verliert bei dem Unfall ihre ganze Familie und – so befürchtet sie – ihren Verstand. Als sie nach dem Sommer die Schule wechselt, überschlagen sich die eigenartigen Vorfälle. Nicht nur, dass sich eine untote Braut im Wald hinterm Haus herum treibt, nein, auch der knallharte Draufgänger Cole versetzt sie jeden Morgen in eine Art Trance. Was kann dieser grobe Kerl ihr über die Monster verraten?

Ich muss wirklich zugeben, dass ich mich am Anfang recht schwer getan habe mit Alice, kommt das Buch doch die ersten 150 Seiten wie ein Highschool-Drama daher. Bis auf den Unfall und die streunende Braut im Wald treten keine Zombies auf und es geht hauptsächlich darum, Charaktere einzuführen und kennenzulernen. So landet Ali an der Asher High (Go Tigers!) und muss sich mit neuen Freundinnen, nervigen Lehrern, Schlägertypen und einer richtigen Zicke auseinandersetzen.
Dann plötzlich nimmt der Plot an Fahrt auf. Das ewige Rumgeeier zwischen Cole und Ali lässt etwas nach und die Fakten kommen auf den Tisch. Beide sehen Zombies und Cole kann ihr beibringen, wie man sie tötet! Ab da hatte mich die Geschichte gefangen und es war nur noch spannend. Alis freche Art und die witzigen Wortgefechte mit Cole versüßten das alles noch.
Erst am Ende geriet ich noch mal ins Stolpern, fand ich es doch sehr plötzlich und überhastet. Sowohl Alice als auch der Leser waren damit wohl etwas überfordert.
Trotzdem ist der erste Band in sich rund – Charaktere und Konflikte werden eingeführt und bieten ein gewaltiges Potential für die nächsten Teile. Der Zombiemythos wird hier tatsächlich neu erfunden und bietet Abwechslung zu den ganzen Standard-Schlurf-Untoten. Auch die Art ihrer Bekämpfung ist mal was anderes und ich hatte da nicht mit gerechnet. Aber neuen Wind können auch die Zombies gut vertragen und ich finde es super ungesetzt.

Die Charaktere sind einfach genial dargestellt und man hat die meisten von ihnen richtig gern. Alice ist stur, vorlaut und taff. Ihre beste Freundin ist ein draufgängerischer Sonnenschein und Cole ist wohl der Traum schlafloser Nächte von ganz vielen kleinen Buchbloggerinnen – mir eingeschlossen – und der Beweis, dass Frauen eindeutig auf den Bad Guy stehen. Obwohl Ali trauert und gelegentlich weint, wirkt sie nicht zerbrechlich oder weinerlich. Recht schnell sortiert man sie in die Kategorie der emanzipierten Rollen und hat ungewollt mal die schlagkräftige Milla Jovovice aus „Resident Evil“ im Kopf.

Der Schreibstil ist flott, locker, gespickt mit viel Sarkasmus und Alis schrägen Gedankengängen. Ich glaube, langsam werde ich echt warm mit den ganzen Ich-Erzählern. Das scheint sich ja irgendwie bei den aktuellen Büchern durchzusetzen. Außerdem kann man schön gemeinsam mit ihr Cole anschmachten.

Besonders erwähnen sollte man hier noch die traumhafte Gestaltung des Buches. Auch hier habe ich das Gefühl, dass sich Verlage immer mehr Gedanken machen, so dass man echte Hingucker im Regal hat. Nicht nur die Umschlaggestaltung ist einfach schön, auch innen macht das Buch viel her. Die Mischung von Schwarz und giftigem Grün gefällt mir sehr.

Fazit:
Trotz anfänglicher Schwierigkeiten hat Alice mich gepackt und einfach mitgerissen. Irgendwann war ich Cole verfallen und konnte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen. Eine düstere und spannende Geschichte über Freundschaft, Liebe, Mut, gewürzt mit fiesen Zombies, viel Action und einem genialen Humor. Ich will mehr von Alice, Cole und ihrer gefährlichen Jagd. Nehmt euch vor dem weißen Kaninchen in acht!