Rezension

Actionkino auf Papier

Ghostman - Roger Hobbs

Ghostman
von Roger Hobbs

Bewertet mit 4.5 Sternen

Solltest du ein Ding planen und du brauchst noch jemanden, der sich mit guter Tarnung auskennt, bist du bei Jack genau richtig. Selbstverständlich heißt er nicht Jack, zumindest nicht nur. Er ist der Mann der hundertundkeiner Identität. Fingerabdrücke hinterlässt er keine mehr (dank einer rotglühenden Bratpfanne) und Pässe hat er viele.

Vor fünf Jahren hat er einen schweren Fehler begangen und wegen ihm ist ein groß angelegter Bankraub schief gegangen. Als ihn nun sein damaliger Auftraggeber kontaktiert, sieht er die Chance, seinen Fehler auszubügeln.
Diesmal sollte ein Casino um 1 200 000 000 Dollar erleichtert werden, doch irgendwas lief nicht so, wie es laufen sollte. Einer der beiden Männer wurde erschossen, der andere wird gesucht, ist offenbar untergetaucht.

Unser Held der Ghostman soll das Ding richten, den Verschwundenen aufspüren und die Beute sicherstellen. Ihm bleiben dazu 48 Stunden, denn das die Beute ist mit Sprengkörpern und Farbkapseln versehen, die das ganze Geld unbrauchbar machen werden, sobald die Frist abgelaufen ist.

Er macht sich also auf nach Atlantic City, genau seine Stadt, denn er liebt das Risiko, das Spiel – wenn auch nicht das am Roulettetisch, sondern das auf der Straße, mit der Waffe in der Hand.

Bald schon folgen ihm permanent andere Gangster, die für den örtlichen Druglord arbeiten. Wie sich schnell herausstellt, hat dieser mit dem Auftraggeber des Ghostman noch eine Rechnung offen. Ein wildes Spiel beginnt, eine Jagd nach der Beute und immer ist der Ghostman den anderen einen kleinen Schritt voraus, er ist halt einfach richtig gut in seinem Job.
Eine Spur von zerknickten Sim-Karten, zertretenen Prepaid-Phones und der ein oder anderen Leiche bleibt hinter ihm zurück.

Neben der Handlung in der Gegenwart werden immer wieder Kapitel eingeschoben, in denen die Geschichte jenes eklatanten Patzers des Ghostman aufgerollt wird. So bekommt man zwei packende Crime-Storys in einem Buch serviert. Und es wird nie, aber auch wirklich nie langweilig, denn meist enden die Kapitel mit Sätzen wie: Ich sah auf die Uhr. Fünf Uhr früh. Noch Fünfunzwanzig Stunden.

Damit die Figur nicht zu platt erscheint, hat er auch eine schöngeistige Seite. Zwischen seinen Jobs, wenn er sich langweilt, übersetzt er lateinische und griechische Klassiker, nur zum Spaß, nur für sich. Sein Lieblingsbuch ist die Äneis und er sieht sich als eine Art Wiedergänger von eben Diesem.

Alles in allem ein Buch, welches ihr lesen solltet, wenn ihr bei Langeweile keine Klassiker übersetzen wollt. Es macht richtig Spaß und ist vollgepackt mit Action und Spannung. Gut geschrieben noch dazu. Ungefähr so, wie ein guter schneller Actionfilm. Kein Wunder, dass der Autor inzwischen schon von Warner Bros. als Drehbuchschreiber verpflichtet wurde.

Kommentare

Sven kommentierte am 17. August 2013 um 14:23

Das obige kann ich in vollem Umfang unterschreiben, ist echt ein superspannender Thriller, mit einer etwas anderen Thematik als sonst üblich. Ich bin über das gelungene Cover gestolpert und hab es keine Sekunde bereut.

Wobei ich das mit dem `Übersetzen als einen Touch too Much empfunden habe, der Typ ist ja auch so schon ne dolle Nummer, ein etwas weniger ungewöhnliches Hobby hätte es auch getan. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

Sebastian Kretzschmar kommentierte am 17. August 2013 um 18:20

Also das Cover hätte mich ja fast abgestoßen. Es gibt einfach inzwischen zu viele mit dem Motiv 'Schwarzer Mann im Mantel läuft davon'.
Umso besser, dass ich das Buch dennoch gelesen habe ;-)

kommentierte am 21. August 2013 um 13:57

Ich habe es als Debüt-Check gelesen und fand ihn auch richtig Klasse. Allerdings hätte ich auch nie dazu gegriffen weil das Cover mich auch gar nicht angesprochen hat. Aber es hat sich gelohnt :)