Adamsberg und die Spinnen
Bewertet mit 4 Sternen
Ein Buch „total abgefahren“ zu nennen, entspricht sicher keinem gängigen Terminus, den man in einer Rezension verwendet. Aber verlangt Vargas nicht andere Begriffe als die gebräuchlichen, weil ihre Krimis auch so ganz anders sind als alle anderen?
Sie überrascht jedes Mal mit einer anderen abstrusen Handlung und mit Morden, die in Richtung Fantastik gehen und von Band zu Band bizarrer werden. Nein, mit der Wirklichkeit hat die Reihe nichts zu tun. Daher polarisiert Vargas die Krimileser, und diejenigen, die lieber Spannendes auf realem Hintergrund lesen, werden auch diesen Band nicht mögen.
Aber einen wahren Fan kann nichts erschüttern. Nicht die Morde, für die man das Gift Hunderter von Spinnen einer Art braucht, die eher wegläuft statt zu beißen und die man selten findet. Nicht der unglaubwürdige und abenteuerliche Zufall, der Adamsberg auch diesmal wieder auf die richtige Fährte lenkt. Nicht das Übermaß an Figuren, die nur im Hintergrund eine Rolle spielen, als Personen nicht auftauchen und daher schwer zu merken sind.
Einen wahren Fan kann auch nicht erschüttern, dass Vargas sich offenbar zu Anfang „warm schreiben“ muss, indem sie Adamsberg einen Fall am Rande lösen lässt, der nichts zu tun hat mit der Haupthandlung. Auch nicht, dass dies Adamsbergs „geschwätzigster“ Fall ist, weil er sich ständig bei seinen Kollegen (nicht Danglard!) rückversichert und weniger Spazier- und Alleingänge startet. Auch nicht, dass Adamsberg und Danglard nicht mehr das Gespann alter Zeiten sind und das unergründliche Wissen des Stellvertreters nicht mehr durch den Fall trägt.
Was den wahren Fan eher erschüttert: Dass Camille auch diesmal wieder nicht erwähnt wird. Oder dass Vargas ihrem Adamsberg, dem Schwerenöter der ersten Bände, nicht einmal ein paar Stunden mit einer freundlich-sympathischen Frau schenkt.
Im Ãœbrigen wurde diese Buchvorstellung von einem wahren Fan verfasst.Â