Rezension

Adventkrimi mit viel Lokalkolorit - leider einige unglaubwürdige Stellen

Perchtenjagd - Maja Brandstetter, Wolfgang Brandstetter

Perchtenjagd
von Maja Brandstetter Wolfgang Brandstetter

Bewertet mit 3.5 Sternen

Regionalkrimi mit schwarzem Humor und einem sympathischen Psychologen, jedoch einigen unglaubwürdigen Szenen. Potential nicht ganz ausgeschöpft, trotzdem bin ich neugierig auf den Nachfolger.

Kurz zum Inhalt:
Auf dem Perchtenlauf am Adventmarkt in St. Wolfgang in Salzburg verschwindet die kleine Marie spurlos. Hat ein Perchtenläufer sie entführt?
Kurz darauf wird eine Leiche gefunden - mit dem Teddybären von Marie.
Für Gerichtspsychologe Meiberger beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit: denn der Täter inszeniert ein perfides Krippenspiel mit mehreren Toten, dessen Höhepunkt am Heiligen Abend sein soll...
Kann die kleine Marie rechtzeitig gerettet werden? Und wie passt sie als Mädchen in das Krippenspiel?

Meine Meinung:

Der Schreibstil ist erfrischend anders, mit kurzen, einfachen Sätzen, und österreichischem morbidem Charme und Sprachgut. Muss man mögen - ich mag es!
Erzählt wird aus abwechselnden Perspektiven. So kann man sich somit noch besser v.a. in den Psychologen Thomas Meiberger hineinversetzen. Auch dessen Privatleben kommt nicht zu kurz - sehr speziell fand dich diese Dreiecksbeziehung zu Karo: zuerst war sie mit Meiberger verheiratet, dann mit dessen Freund, Oberstleutnant Nepomuk Wallner, mit dem sie einen 3jährigen Sohn hat, doch diesen hat sie verlassen, als der 17jährige gemeinsame Sohn mit Meiberger verschwunden ist und Wallner sich auf ein Gewaltverbrechen versteift hat und nicht an ein Davonlaufen des Jungen geglaubt hat.

Nun zum eigentlichen Fall: ich finde es äußerst spannend, dass der Täter ein Krippenspiel inszeniert. Was will er damit bezwecken? Obwohl man auch kurze Einblicke in die Psyche des Täters erhält, war mir dieser bis zum Schluss nicht klar.
Man fiebert mit Meiberger mit, ob die kleine Marie noch rechtzeitig gefunden werden kann - sie soll ja vermeintlich das Jesuskind darstellen. 

Was mir persönlich nicht ganz so gut gefallen hat, ist, dass die Spannung teilweise vorweggenommen wird, indem schon einiges im Voraus verraten wird. Auch hätte einiges ruhig ausführlicher beschrieben werden können und das Buch somit etwas dicker als nur 256 Seiten (inkl. Nachwort und Danksagung) sein können.
Die Salzburger Polizeibeamten kommen in der Geschichte ein wenig "trottelig" rüber und es gab leider - vor allem gegen Schluss - einige unglaubwürdige Szenen und Zufälle. Das war mir zu viel und insgesamt zu unglaubwürdig.
Allerdings gefällt mir der leicht morbide Stil der beiden Autoren und Meiberger mag ich total gern, deshalb bin ich - natürlich auch wegen dem fiesen Cliffhanger - total neugierig auf den nächsten Fall für Meiberger!
Das Nachwort eines echten Gerichtspsychologen fand ich sehr interessant und informativ.

Zwei Zitate haben besonders herausgestochen und ich fand sie sehr witzig bzw. so richtig aus dem Leben gegriffen:
S. 42 "Aber Nepo war ein religiöser Mensch, und er glaubte an die heilende Kraft von "Scheiß drauf".

S. 245 "Das Leben war ein schlechter Witz, aber wie hatte Nepos Opa immer gesagt? Alle wollten ihn hören. Und dazu lachen. Je lauter, desto besser."

Fazit:
Weihnachtlicher Krimi mit viel Lokalkolorit, schwarzem Humor und einem sympathischen Protagonisten; mir waren dann leider doch zu viele Vorkommnisse unglaubwürdig. Ich wurde jedoch weihnachtlich in die Adventzeit versetzt und vergebe 3,5 Sterne.