Rezension

Ähnelt eher einer Kurzgeschichtensammlung

Ivy & Abe - Elizabeth Enfield

Ivy & Abe
von Elizabeth Enfield

Bewertet mit 2.5 Sternen

Kennt ihr diese Bücher, bei denen ihr denkt: "Das hört sich ja an wie blabla, das will ich unbedingt lesen!"? Bei "Ivy & Abe" hatte ich so einen Moment, denn der Klappentext hat mich sofort an "Zwei an einem Tag" denken lassen. Wer jetzt überlegt, sich deswegen das Buch zu kaufen, dem sage ich nur: lasst es. Denn es hat nicht viel beziehungsweise fast gar nichts mit "Zwei an einem Tag" gemein!

Die Idee hinter dem Ganzen ist nicht schlecht, denn es geht viel um dieses "Was wäre, wenn"-Szenario, über das man sich so oft den Kopf zerbricht. Hier ist es das "Was wäre, wenn wir uns früher kennengelernt hätten". Denn die Geschichte ist so aufgebaut, dass man eigentlich mehrere Kurzgeschichten hat, die jeweils in einer Art Paralleluniversum spielen, mit nur ein paar kleinen Abweichungen zur vorherigen und zur nächsten Geschichte. Und genau hiermit hatte ich schon mein erstes Problem, denn so hat man gar nicht wirklich die Chance, richtig in eine der Geschichten reinzufinden. Und keine der Geschichten hat war für mich sonderlich spannend, es wirkte eben eher wie eine Kurzgeschichtensammlung über zufällig dieselben Protagonisten. An sich fand ich es aber sehr schön gedacht. Die Kernpunkte waren oft dieselben. Die Familien von Ivy und Abe, die Probleme, die mit einherkamen, teilweise auch gleiche Nebencharaktere. Sogar manche Vorfälle kamen in jeder Zeitschleife vor. An sich war es also interessant zu sehen, wie die verschieden alten Ivys und Abes auf die gleichen Situationen reagierten, wie sie damit umgingen.

Der Schreibstil war dann wieder so gar nicht besonders. Nicht schlecht, man konnte ihn ganz gut lesen, aber auch nicht so, dass ich das Buch verschlungen hätte. Ich habe eher dazu geneigt, Stellen nur zu überfliegen, weil mir zum Beispiel die Beschreibung nicht wichtig genug erschien, sie genau zu lesen. Das war also wahrscheinlich ein Problem, dass die Beschreibungen teilweise zu lang waren. Oder es hing ganz einfach damit zusammen, dass mich der Stil von Elizabeth Enfield allgemein nicht richtig packen konnte.

Genauso ging es mir auch mit den Charakteren. Sie konnte ich nicht wirklich greifen, was eindeutig am Kurzgeschichten-Stil lag. So hatte ich das Gefühl, immer wieder einen anderen Protagonisten vor mir zu haben, mit jeder neuen Zeitschleife. Und dann soll man mit den Hauptfiguren mitfiebern? No way. Gut, Ivy und Abe ähnelten ihren Parallelwelt-Ausgaben schon sehr stark, aber ich habe jetzt nicht unbedingt eine Entwicklung bei ihnen bemerkt. Weder das noch habe ich zu einem der beiden eine persönliche Bindung aufgebaut. Die beiden waren mir nicht unbedingt unsympathisch, aber dafür ziemlich egal. Und das sollte wirklich nicht der Fall sein, wenn man ein Buch liest, man sollte wenigstens irgendeine Art Gefühl haben, wenn man an die Protagonisten denkt.

"Ivy & Abe" hätte wirklich ein so schönes Buch sein können, die Idee ist so spannend und cool und auch neu. Aber nein, an der Umsetzung hakt es zu sehr. In der Praxis wurde aus dieser ach so schönen Idee nämlich eine Sammlung von Kurzgeschichten, die zu unzusammenhängend erscheinen, die wenig Spannung aufkommen lassen und mit deren Protagonisten man nicht mitfühlt. Das hat mich leider nicht berühren können.