Rezension

Aftershowparty mit Folgen

Fun
von Bela B. Felsenheimer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Band nbl/nbl kommt für drei Konzerte in Lianes Heimatort. Ein Grund mehr für Liane, das Wochenende mit ihren zwei Freundinnen Frankie und Selina auf einem Hausboot auf der Müritz zu verbringen. Doch obwohl ihre Tochter Maila nicht auf Rock steht, bekommt Liane mit jeder Stunde mehr ein seltsames Gefühl. Denn die Rockband nbl/nbl steht aktuell groß in den Schlagzeilen. ‚Maler‘, der Sänger der Band, hat mit einem Interview für große Furore gesorgt und dem Drummer ‚Krass‘ wird eine Vergewaltigung vorgeworfen. Kann das Wochenende gut enden?

Bela B. Felsenheimer spricht mit dem Roman FUN vor allem die patriarchalen und toxischen Machtstrukturen an, die sich hier erschreckend häufig und geballt vorfinden. 

Durch sage und schreibe 14 Perspektiven erleben wir den Roman, was auf den ersten Blick unfassbar unübersichtlich klingt, ist einfach nur sehr geschickt gemacht. Selten habe ich so viele Perspektiven gelesen - um ehrlich zu sein, vierzehn waren es noch nie - und das Buch dennoch übersichtlich, ausgereift und mit genug Tiefe empfunden! Allein dieser Fakt hat mich positiv überrascht. Die 14 Perspektiven werden auch nicht gleichermaßen fokussiert, manche Sichtweisen erleben wir nur für wenige Kapitel, andere stehen dafür größer im Fokus. Neben den Bandmitgliedern und vor allem der Bandmanagerin Miriam, steht Lianes Familie, also ihre Tochter Maila und ihr Mann Guido, im Fokus.

Der Klappentext selbst sagt nur sehr wenig über den Inhalt aus und lange ging ich davon aus, dass es in eine ähnliche Richtung schlagen wird wie Scharnow (das mich damals nicht wirklich abgeholt hatte). Erst kurz vor Release konnte man durch ein Interview das wichtige Thema des Buches erfahren und mit der Erwartung, wurde das Buch zu 100% seinen Erwartungen gerecht. An manchen Stellen war es mir sogar zu viel und ich hätte mir gerne einen kleinen (positiven) Gegenpol gewünscht und auch wenn nbl/nbl nur Fiktion ist, können wir uns bestens vorstellen, dass es so oder so ähnlich auch im wahren Leben vor sich geht. 

Das Ende hat mich anfangs enttäuscht zurückgelassen, denn mir war es zu offen. Doch manchmal hilft es, wenn man ein paar Tage über Gelesenes nachdenkt und die Figur ‚Maler‘ und sein Ende sind vielleicht das, was der Roman der Gesellschaft an die Hand gibt.

FUN schafft es ein wichtiges Thema anzusprechen. Obwohl manche Gedankengänge absolut ekelerregend waren, konnte der Wortwitz des Autors die Geschichte insgesamt etwas auflockern, ohne dabei die Ernsthaftigkeit zu verlieren.