Rezension

Agatha Christie meets Cluedo

Ball & Chain - Abigail Roux

Ball & Chain
von Abigail Roux

Bewertet mit 2.5 Sternen

Von seinem letzten Einsatz zurückgekehrt, bleibt Ty kaum Zeit um sein Leben und seine Beziehung mit Zane wieder in geordnete Bahnen zu bringen als die beiden auch schon in ihren nächsten Fall hineinstolpern. Diesmal geht es um die Familie. Ty's Bruder Deuce bittet ihn nicht nur sein Brautzeuge zu sein, er hofft auch, dass Ty und Zane die Gäste und vor allem seine kleine Tochter vor einem mysteriösen Drohbriefeschreiber schützen können.

 

Lange habe ich auf die Fortsetzung von Roux' Cut and Run Serie gewartet, da das Ende des letzten Bandes die Leser mit vielen Fragen und aufgewühlten Gefühlen zurück gelassen hat.

Sehr schön beschrieben war das große Wiedersehen zwischen den beiden Hauptcharakteren. Diese Szene am Anfang des Buches gehört für mich definitiv zu den stärksten Szenen, in denen wir Ty und Zane je beobachten konnten. Sobald sich die Geschichte jedoch auf die schottische Insel verlegt, auf der die Hochzeit stattfinden soll, hatte ich das Gefühl nicht mehr ein C&R-Buch zu lesen, sondern eine Mischung aus Agatha Christie und Cluedo vor den Augen zu haben. Von der Außenwelt abgeschnitten, können die Ermittler gefühlt kaum einen Schritt tun ohne auf eine Leiche zu stoßen. Wer war es, was ist das Motiv und wie kam der Mörder an die Tatorte? Normalerweise würde ich hier freudig mitraten und gespannt sein, was die nächsten Kapitel bereit halten, es kam aber einfach keine Spannung auf. Zum Ende hin war es mir auch recht egal wer hier wen aus welchem Grund umgebracht hat und ich habe nur noch gehofft, dass der Mörder bitte schnell entlarvt wird.

Mein größeres Problem mit dem Buch war jedoch ein anderes: Die ganze Geschichte fühlt sich in großen Teilen weniger wie ein C&R-Buch an, sondern wie ein Teil des Sidewinder-Spin-Offs. Die Autorin schafft es Nick und Kelly mit auf die Insel zu verfrachten und lässt die Handlung immer wieder auch aus ihrer Sicht erzählen. Für meinen Geschmack etwas zu oft. Besonders Nick mutiert zu einem Gary-Stu, einem SuperNick. Nick kann einfach alles; Zeugen befragen, Geschichtsstunden geben, Trauungen und "spezielle" Befragungsmethoden durchführen, trotz PTSD-Anfall noch scharf schießen, Kinder und den Tag retten und und und. Es war einfach zuviel. Nebenbei erwähnt sollte man auch bereits die Novelle "Shock & Awe" gelesen haben, um durch den Nick- und Kelly-Strang der Geschichte nicht komplett verwirrt zu werden.

 

Fazit: Insgesamt habe ich aktuell etwas Angst, was mich nun im nächsten Buch, das die gesamte Reihe möglicherweise beenden wird, erwartet. Die großen Geheimnisse, die im letzten Band ans Licht gekommen sind, wurden im Grunde nicht angesprochen und die eigentlichen Hauptcharaktere wirkten stellenweise zu Nebenfiguren degradiert. Wer jedoch ein Fan von Nick und Kelly bzw. "Shock & Awe" ist, wird an diesem Band vermutlich seine Freude haben und gespannt auf den nächsten Teil der Sidewinder-Bücher warten.