Rezension

Agatha Christie und die Liebe

Agatha Christie -

Agatha Christie
von Susanne Lieder

Bewertet mit 3 Sternen

Agathas Suche nach der großen Liebe kommt ein hoher Stellenwert zu, als zukünftige Schriftstellerin und Charakter bleibt sie jedoch blass.

Cover:

Das Titelbild mit der jungen Agatha Christie vor einem Gebäude in einem Park wirkt recht blass und unspektakulär. Etwas kräftigere Farben hätten dem Cover gutgetan. Letztendlich passt es aber zur ebenfalls eher unspektakulären Erzählung.

Inhalt:

Agatha Miller wächst zusammen mit ihrer älteren Schwester Madge und anfangs wohlhabenden Eltern auf dem Ashfield-Anwesen auf.Doch ihr Vater stirbt früh und die Mutter plagen immer wieder finanzielle Sorgen. Während Madge einen gut situierten Mann heiratet und sich als Schriftstellerin einen Namen macht, weiß Agatha mit Männern außer Freundschaft nicht viel anzufangen und auch beruflich fühlt sie sich zu nichts ausreichend talentiert. Nachdem Sie einsehen muss, dass ihr Ursprungstraum, Konzertpianistin zu werden, leider nicht realisierbar ist und schreiben bislang nur ein Hobby für sie war, lässt sie sich auf eine Wette mit ihrer Schwester ein: Sie wird einen Kriminalroman schreiben! Diese Wette sowie die Begegnung mit Archibald Christie werden Ihr Leben grundlegend verändern.

Mein Eindruck:

"[...] »Und wozu eigne ich mich?« Ihre Mutter sah sie überrascht an. »Fragst du dich das wirklich, Agatha? Du bist in so vielem talentiert.«

»Ach ja? Ich spiele leidlich Klavier, singe begeistert, aber nicht besonders schön, kann mir Geschichten ausdenken und zu Papier bringen, und eventuell eigne ich mich als Ehefrau.«

[...]

»Nein.« Agatha unterdrückte ein Seufzen. Sie beherrschte einiges, nichts davon jedoch so gut, dass sie es zum Beruf machen konnte. Und Ehefrau und Mutter zu werden war
nichts weiter als eine romantische Vorstellung." (S. 121f.)

Bisher kannte ich zwar einige ihrer Kriminalromane, aber über die Person Agatha Christie wusste ich bislang noch wenig. Aufgrund des Klappentextes hätte ich erwartet, dass vor allem ihr Werdegang als Schriftstellerin beleuchtet wird. Doch der überwiegende Teil des Buches befasst sich mit ihrer Kindheit und vor allem mit ihrem persönlichen Hadern um ihre Talente und dass ihr alle Männer zum Heiraten "zu langweilig" seien. Sie hat eine sehr liebevolle Mutter, die sie in allem unterstützt und viel mit ihr reist. Trotz der Geldsorgen um das Anwesen fehlt es ihr an nichts. Sie hat schon immer gerne Geschichten gelesen und kleinere Erzählungen und Gedichte verfasst, doch ihre Lehrer und auch die Verlage stuften ihre Texte als nicht geeignet und sie nicht als talentiert genug ein. Trotzdem gibt sie nicht auf. Das alles wird in diesem Roman deutlich gemacht und vor allem im letzten Part, in dem sie sich mit Hercule Poirot und seinen Fällen beschäftigt, bekommt man eine Ahnung, wie sie schließlich den Durchbruch zur Kriminalautorin geschafft hat. Doch den Hauptteil nimmt ihre Suche nach dem perfekten Ehemann ein, und obwohl ich es faszinierend fand, mehr über ihr Leben und ihren Charakter zu erfahren, konnte mich das Buch nicht wirklich packen. Der Schreibstil war eher beschreibend, mir ist es leider nicht gelungen, Agathas Gefühlen nachzuspüren.
Gut gefiel mir am Ende eine Klarstellung der Autorin, in der sie kurz auf Fakten und Fiktives ihres Romans eingeht und somit dem Leser erklärt, weshalb sie z. B. bestimmte Lebensabschnitte sehr ausführlich behandelt, andere dagegen nur kurz oder gar nicht.
Dennoch war die Beschreibung eher irreführend, da sich die Handlung mehr um das Liebesleben als um den Werdegang als Schriftstellerin drehte.

Fazit:

Agathas Suche nach der großen Liebe kommt ein hoher Stellenwert zu, als zukünftige Schriftstellerin und Charakter bleibt sie jedoch blass.