Rezension

Aktuelle Wiederentdeckung

Ein anderer Takt - William Melvin Kelley

Ein anderer Takt
von William Melvin Kelley

Bewertet mit 4 Sternen

Der Roman „Ein anderer Takt“ von William Melvin Kelley, neu aufgelegt, das Cover ist schlicht in schwarz/weiß/grau gehalten, aber dennoch eindrucksvoll. Im Vorwort erfährt der Leser die eine Kurzbiografie von William Melvin Kelley und auch, dass „Ein anderer Takt“ sein Debütroman war.

Der Roman spielt in dem kleinen Dorf Sutton in einem fiktiven amerikanischen Staat im Süden der USA.  Im Juni 1957 versalzt der junge afroamerikanische Farmer Tucker Caliban seine Felder, schlachtet sein Vieh, brennt sein Haus nieder und verlässt zusammen mit der gesamten schwarzen Bevölkerung des Ortes den Staat in Richtung Norden. Die weiße Bevölkerung bleibt ratlos zurück und spürt, dass dieser Weggang einen Wendepunkt markiert, denn wer wird jetzt die Felder bestellen´, wie wird es weitergehen, fragen sich sowohl rassistische Traditionalisten als auch Liberalisten….

William Melvin Kelly erzählt die Geschichte sachlich, klar, aber auch emotional und spöttisch. Der Clou an sich ist die antichronologische Erzählweise. Nicht nur Rassismus ist das Thema, sondern auch der Kampf des Einzelnen an sich und die Auseinandersetzung der Gesellschaft für Gleichheit und Gerechtigkeit. Ein brandaktuelles Thema, sehr authentisch erzählt.

Sehr gut gefallen haben mir die Tagebucheintragungen im letzten Drittel des Romans, man spürt beim Lesen rassistische Stimmung und lässt den Leser erschaudern. Im Nachwort schreibt Jessica Kelly über ein ihren Vater und schließt damit den Kreis.

Ein Roman, der aufrüttelt, besonders dann, wenn man sich die rassistischen Umtriebe aktuell in den USA ansieht, aber auch ein Roman mit einem sehr hoffnungslosen Ende.